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So streiten Linke und Rechte übers Wetter
BERN. Die Unwetter befeuern die Klimadebatte. Umweltexperte Rudolf Rechsteiner (SP) sieht die SVP in der Pflicht. «Quatsch», kontert SVPNationalrat Albert Rösti.
Unwetter mit grossen Regenwassermengen nähmen zu, sagt ETH-Klimawissenschaftlerin Sonia Seneviratne. Ebenso wie extreme Hitze und Trockenheit. Und es werde noch schlimmer werden. Die einzige Lösung: «Eine CO2-Reduktion auf null.» Es habe eine gewisse Tragik, sagt Ex-SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner: «Die ländlichen Gebiete, die das CO2-Gesetz abgelehnt haben, leiden viel stärker unter den Umweltfolgen als die städtischen.»
Und gerade auf dem Land hätten Klimaschutzinvestitionen grosses Potenzial. In seinem neu erschienen Buch «Die Energiewende im Wartesaal» hat der Basler die wirtschaftliche Dimension der Klimapolitik ausgeleuchtet. «Es braucht jetzt Investitionen in Solaranlagen, Fotovoltaik, elektrische Ladestationen für Traktoren. Darin müssen wir investieren, nicht in Kampfjets.» Rechsteiner würde die Rechnung für die Unwetterschäden gern der SVP schicken, wie er scherzhaft twittert: «Verursacherprinzip, Umweltschutzgesetz Artikel 2.»
Albert Rösti, Energiepolitiker und SVP-Nationalrat, wehrt sich gegen die Vorwürfe. «Herr Rechsteiner soll seine eigene Klientel, die immer noch gegen den Ausbau der Wasserkraft agiert, zurückbinden, statt gegen die SVP zu frotzeln.» Die Formel CO2-Gesetz in der Schweiz gleich weniger Klimaschäden sei «schlicht und einfach Quatsch», sagt Rösti. Einsparungen in der Schweiz wären im Ausland gleich wieder ausgestossen worden, weil Produktion und Konsumenten ins Ausland ausgewichen wären, sagt er. In der Schweiz müsse der Schwerpunkt bei der Stromproduktion als alternative Energieform liegen, im Ausland solle die Schweiz zur Innovation bei erneuerbaren Energien beitragen.
Grüne-Nationalrätin Aline Trede pflichtet Rechsteiner bei. «Die Frage nach dem Verursacherprinzip stellt sich natürlich schon.» Es gehe nicht nur um die Bezahlung der Unwetterschäden, sondern auch um die Gestaltung der Energiepreise, wo die Art der Energie dem Klima
schade. «Albert Rösti ist Präsident von Swiss Oil. Das sind diejenigen, die vom Nein zum CO2-Gesetz profitieren.» Die SVP stemme sich gegen jegliche Innovationsförderung und lehne Vorschläge zum Klimaschutz praktisch immer ab, sagt die Bernerin.