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Raiffeisen-Präsident Lachappelle nimmt Hut
ST. GALLEN. Knall bei der drittgrössten Schweizer Bank. VR-Präsident Guy Lachappelle tritt zurück. Wie gestern bekannt wurde, laufen Anzeigen gegen ihn.
Guy Lachappelle, seit 2018 amtierender Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz, hat den Verwaltungsrat informiert, dass er per Ende Juli 2021 von seinem Amt zurücktritt. Dies verkündet die drittgrösste Schweizer Bank gestern in einer Medienmitteilung. Bis dahin soll er dem Unternehmen noch zur Verfügung stehen, um eine reibungslose Übergabe sicherzustellen. Vizepräsident Pascal Gantenbein übernimmt per sofort die Amtsgeschäfte.
In der Medienmitteilung dankt der Verwaltungsrat dem abtretenden VR-Präsidenten Lachappelle für sein Engagement. Während seiner Amtszeit habe Raiffeisen den Austausch mit den Eignern institutionalisiert. Ausserdem die Gruppenstrategie erarbeitet und mitverabschiedet und daraus viele Initiativen auf den Weg gebracht.
Lachappelle ist seit 2018 VRPräsident. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wurden zwei Strafanzeigen gegen die Nummer eins der Bank eingereicht. Gestern habe die Zeitung Lachappelle mit den Vorwürfen konfrontiert. Einer davon bezieht sich darauf, dass Lachappelle «potenziell börsenrechtlich relevante vertrauliche» Infos weitergegeben haben soll. Für Lachappelle gilt die Unschuldsvermutung.
Für Finanzökonom Jürg Fausch von der Hochschule Luzern (HSLU) kommt der Rücktritt «überraschend». Das sei sicher nicht optimal für Raiffeisen, gerade im Nachgang der Aufarbeitung der Geschehnisse rund um den ehemaligen CEO Pierin Vincenz. Die Bank müsse sich jetzt um die Nachfolgeregelung kümmern.
Dennoch glaubt Fausch nicht, dass der Rücktritt ein grosses Problem für Raiffeisen darstellt: «Lachappelle zeigt damit auch Grösse und belastet die Bank nicht nachhaltig.»