«Es ist verheerend, wenn der Arzt etwas falsch versteht»
BERN. Ausländische Ärzte sollen ausreichend gut Deutsch können, fordert der Ärzteverband.
Wie gut müssen ausländische Ärzte einer Amtssprache mächtig sein? Diesen Monat soll der Bundesrat entscheiden, ob Ärzte in Zukunft gewisse Minimal-Sprachkenntnisse erfüllen müssen. Doch der Schweizer Ärzteverband (FMH) ist in Sorge. «Eine griffige Regelung zur Sicherstellung der Sprachkompetenz ist nicht in Sicht», sagt Christoph Hänggeli, Geschäftsführer des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung, das dem FMH angehört. Der Verband fordert mindestens Niveau B2 in einer Amtssprache. Das heisst, dass Ärzte sich fliessend in der Sprache unterhalten können und Diskussionen auf ihrem Fachgebiet verstehen. «Diese Forderung liegt weit unter den Standards, die andere europäische Länder voraussetzen», sagt Hänggeli.
Deutschland und Öster- reich etwa führten strenge Sprachtests durch. «Dort herrscht Einigkeit darüber, dass Ärzte sich mühelos mit Patienten und Kollegen in einer Landessprache verständigen können müssen, damit Fehldiagnosen und falsche Therapieentscheidungen infolge mangelnden Sprachverständnisses ausgeschlossen sind.» Gute Sprachkenntnisse seien auch für den Austausch unter dem medizinischen Personal wichtig, sagt Nico van der Heiden vom Verband für Ober- und Assistenzärzte. «Bei einer komplexen Operation arbeiten verschiedene Ärzte zusammen. Wenn der Arzt, der für die Betäubung zuständig ist, etwas falsch versteht, kann das verheerend sein.»
Allerdings werden bereits heute ausländische Ärzte von vielen Spitälern auf ihre Deutschkenntnisse überprüft. Im Universitätsspital Basel ist eine «problemlose mündliche und schriftliche Verständigung» auf Deutsch eine Voraussetzung für eine Anstellung. Auch das Kantonsspital St. Gallen und das Unispital Zürich verlangen von ihren Ärzten Deutschkenntnisse.