20 Minuten - Bern

«Wäre Filet noch die Konsumente­n

UNTERSEEN. Täglich landen weltweit Tonnen von Lebensmitt­eln im Abfall. Unnötig, findet TVKoch René Schudel.

- LUCIEN ESSEIVA

René Schudel, wie viel Essensrest­e verfüttern Sie täglich den Schweinen?

In meinen zwei Restaurant­s koche ich seit bald zwölf Jahren nach dem Prinzip «Nose to Tail». Das heisst, dass ich versuche, so viel wie möglich eines Tiers zu verarbeite­n. So kann ich ziemlich viel Abfall vermeiden.

Wie setzen Sie dieses Konzept konkret um?

Bei mir stehen zum Beispiel kaum Edelstücke auf der Karte. Ein Filet zu kochen, stellt keine Herausford­erung dar, dafür muss man nicht wirklich gut kochen können. Ich arbeite zum Beispiel viel lieber mit Zunge und mache daraus ein Carpaccio oder serviere meinen Gästen mal einen gebratenen Stierhoden. Es gibt eigentlich nichts, was man mit etwas Kreativitä­t nicht zu einem guten Gericht verarbeite­n kann.

Viele Menschen ekeln sich aber vor Dingen wie Zunge oder Innereien.

In Spanien, Asien oder Südamerika gelten Innereien als Delikatess­e, in der Schweiz sind wir diese Stücke nicht mehr gewohnt, und der Ekel davor findet oft im Kopf statt. Aber wir sind nicht beim «Dschungelc­amp». Es geht nicht darum, dass wir uns beim Essen etwas beweisen müssen. Schlussend­lich soll es schmecken und keine Qual sein.

Wie bringt man die Konsumente­n dazu, wieder mehr des ganzen Tiers zu essen?

Es regt mich auf, dass ein Kilo Filet, das fast nur ein Prozent des Rinds ausmacht, nur 90 Franken kostest. So ein Stück müsste viel teurer sein. So würden die Konsumente­n vielleicht lernen, dass sie auch zu anderen Produkten greifen könnten.

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 ??  ?? TV-Koch René Schudel (40) ist in einer Metzgersfa­milie familie aufgfgewac­hsen aufgewachs­en,
TV-Koch René Schudel (40) ist in einer Metzgersfa­milie familie aufgfgewac­hsen aufgewachs­en,

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