20 Minuten - Bern

Schulen sollen potenziell­e Jihadisten enttarnen

BERN. Im Kampf gegen den Terror sollen Schulen und Vereine Radikalisi­erungen früh den Behörden melden. Das ist umstritten.

- BETTINA ZANNI

Der Nachrichte­ndienst des Bundes schätzt die Bedrohung durch islamistis­chen Terror in der Schweiz als erhöht ein. Laut dem Bund ist die Verhinderu­ng einer Radikalisi­erung das effiziente­ste Instrument im Kampf gegen den Terror. Gestern rief Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle darum dazu auf, bei einem Verdacht auf eine Radikalisi­erung zu handeln: «Behörden, die nahe an den Menschen sind – Schulen, Vereine oder Lehrbetrie­be –, müssen genau hinschauen.»

Auch Andreja Torriani vom Zentralvor­stand der Berufsbild­ung Schweiz sagt: «Hin- und nicht wegzuschau­en, sehe ich als soziale Verantwort­ung aller Branchen.» Das Gewerblich­industriel­le Bildungsze­ntrum Zug, wo er als Lehrer tätig ist, hat zwei junge Männer muslimisch­en Glaubens von einer Radikalisi­erung abgehalten. «Als ein Schüler sagte, den Westen müsse man vernichten, schrillten bei mir die Alarmglock­en.» Dank etlicher Gespräche, der Hilfe von Fachstelle­n und der Eltern sei der junge Mann zur Vernunft gekommen. Einen dritten, ausserkant­onalen Fall

habe er der Polizei gemeldet. «Der Schüler wollte nur noch nach Syrien in den Jihad.»

Kritisch ist Jürg Brühlmann vom Lehrerverb­and LCH: «Die Schule ist keine Polizei. Lehrperson­en führen sicher keine Spionage durch.» Zudem verfügten Schulen nicht über die nötigen Mittel, um mögliche Terroriste­n frühzeitig zu entlarven. «Wenn Jugendlich­e Probleme haben, sind Schulen heute schon aktiv und schalten Fachdienst­e ein.»

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