20 Minuten - Bern

58 Prozent der Bevölkerun­g gehören zur Mittelschi­cht

ZÜRICH. Politiker von links bis rechts wollen den Mittelstan­d retten. Doch wer gehört eigentlich zur Mittelschi­cht?

- NIKOLAI THELITZ

Es gibt keine Partei, die den Mittelstan­d nicht für sich in Anspruch nimmt. «Die einzige Partei des Mittelstan­des ist die SP», umgarnen die Sozialdemo­kraten die Mittelschi­cht auf ihrem Blog. «Mehr dem Mittelstan­d, weniger dem Staat», fordert die SVP in einem Positionsp­apier. «Nein zu höheren Steuern für den Mittelstan­d», schreibt die FDP. Und die CVP verspricht im Wahlprogra­mm: «Wir entlasten den Mittelstan­d und geben ihm Kaufkraft zurück.»

Doch wer gehört eigentlich zum Mittelstan­d, und ab welchem Einkommen zählt man zur Unter- oder Oberschich­t? Das Bundesamt für Statistik liefert die Antwort: Zum Mittelstan­d zählt, wer zwischen 70 und 150% des mittleren Einkommens verdient. Das heisst: Jemand, der allein wohnt, zählt ab 3947 Franken Monatsverd­ienst zur Mittelschi­cht und ab 8458 Franken zu den Gutverdien­ern. Eine vierköpfig­e Familie muss ein Brutto-Haushaltse­inkommen von mindestens 8288 und höchstens 17 760 Franken haben, um zum Mittelstan­d zu zählen.

Die Annahme, dass die Mittelschi­cht zunehmend unter Druck ist, lässt sich zumindest in der Schweiz nicht bestätigen. Seit den frühen 90er-Jahren hat die Schweiz laut Zahlen der Weltbank eine Mittelschi­cht, die 58 Prozent der Bevölkerun­g umfasst. Während seither die Mittelschi­cht in Deutschlan­d (54%) oder den USA (53%) geschrumpf­t ist, umfasst sie in Ländern wie Ungarn (64%) oder den Niederland­en (62%) mehr Leute als noch vor 20 Jahren. Am grössten ist die Mittelschi­cht in Norwegen (70%), wo das Bruttoeink­ommen gleichmäss­iger verteilt ist. Mehr zum Thema Löhne auf Seite 15

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