58 Prozent der Bevölkerung gehören zur Mittelschicht
ZÜRICH. Politiker von links bis rechts wollen den Mittelstand retten. Doch wer gehört eigentlich zur Mittelschicht?
Es gibt keine Partei, die den Mittelstand nicht für sich in Anspruch nimmt. «Die einzige Partei des Mittelstandes ist die SP», umgarnen die Sozialdemokraten die Mittelschicht auf ihrem Blog. «Mehr dem Mittelstand, weniger dem Staat», fordert die SVP in einem Positionspapier. «Nein zu höheren Steuern für den Mittelstand», schreibt die FDP. Und die CVP verspricht im Wahlprogramm: «Wir entlasten den Mittelstand und geben ihm Kaufkraft zurück.»
Doch wer gehört eigentlich zum Mittelstand, und ab welchem Einkommen zählt man zur Unter- oder Oberschicht? Das Bundesamt für Statistik liefert die Antwort: Zum Mittelstand zählt, wer zwischen 70 und 150% des mittleren Einkommens verdient. Das heisst: Jemand, der allein wohnt, zählt ab 3947 Franken Monatsverdienst zur Mittelschicht und ab 8458 Franken zu den Gutverdienern. Eine vierköpfige Familie muss ein Brutto-Haushaltseinkommen von mindestens 8288 und höchstens 17 760 Franken haben, um zum Mittelstand zu zählen.
Die Annahme, dass die Mittelschicht zunehmend unter Druck ist, lässt sich zumindest in der Schweiz nicht bestätigen. Seit den frühen 90er-Jahren hat die Schweiz laut Zahlen der Weltbank eine Mittelschicht, die 58 Prozent der Bevölkerung umfasst. Während seither die Mittelschicht in Deutschland (54%) oder den USA (53%) geschrumpft ist, umfasst sie in Ländern wie Ungarn (64%) oder den Niederlanden (62%) mehr Leute als noch vor 20 Jahren. Am grössten ist die Mittelschicht in Norwegen (70%), wo das Bruttoeinkommen gleichmässiger verteilt ist. Mehr zum Thema Löhne auf Seite 15