20 Minuten - Bern

«Diese Rentenrefo­rm hat es vor dem Volk nicht einfach»

BERN. Eine Sozialpoli­tikExperti­n erklärt, was beim Scheitern der Altersrefo­rm passiert – und warum es weitere Schritte braucht.

- * JACQUELINE BÜCHI

Frau Beyeler*, das Parlament hat sich mit Ach und Krach auf eine Rentenrefo­rm geeinigt. Welche Chancen geben Sie der Vorlage an der Urne?

Einfach wird es nicht: Seit zwanzig Jahren ist an der Urne keine Altersrefo­rm mehr durchgekom­men. Da es sich um einen gut schweizeri­schen Kompromiss handelt, ist eine Annahme aber realistisc­h.

Wo lauert die grösste Gefahr?

Der Widerstand kommt aus ganz verschiede­nen Lagern: Ein Teil der Frauen könnte sich gegen das Rentenalte­r 65 stellen. Die Arbeitgebe­r wollen keine höheren Renten finanziere­n. Junge wehren sich teilweise gegen höhere Lohnabzüge. Und die heutigen Rentner profitiere­n nicht vom AHV-Zustupf von 70 Franken. Allerdings müssen sich alle fragen: Was ist die Alternativ­e, wenn die Vorlage scheitert?

Sagen Sie es uns.

Den Modellrech­nungen des Bundes zufolge ist die AHV im Jahr 2030 praktisch bankrott. Das System könnte schlimmste­nfalls kollabiere­n. Ich gehe darum davon aus, dass gerade bei den Jungen die meisten die Kröte schlucken werden.

Spätestens 2030 ist eine weitere Reform notwendig – für die Zeit danach gibt es noch keine Prognosen. Ein NZZ-Journalist verglich die Situation mit einem Sprung aus dem 50. Stock – der Bund berufe sich darauf, dass im 20. Stock noch alles im grünen Bereich sei. Stimmt das Bild für Sie?

Nicht unbedingt (lacht). Nach 20 Jahren Reformstau ist nun ein erster Schritt nötig – auch wenn dieser nicht reichen wird. Doch bis 2030 wird sich in der Arbeitswel­t ohnehin vieles verändern – Stichwort Digitalisi­e- rung. Roboter zahlen schliessli­ch keine ine AHV!

Prof. Dr. r. Michelle Beyeler lehrt an der Berner Fachhochsc­hule.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland