Mann onaniert im Intercity: 1000 Franken Busse kassiert
ZÜRICH. Weil er sich vor einer Frau befriedigt hatte, stand ein Mann vor Gericht. Dort schilderte er eine ganz andere Version.
«Ich kann mir nicht erklären, wie die Frau zu dieser Aussage kommt», sagte der Angeklagte (62) gestern vor dem Zürcher Bezirksgericht. Unbestritten ist, dass sich die Privatklägerin und der Beschuldigte im Intercity von Bern nach Zürich schräg gegenübersassen. Laut Anklageschrift entblösste der Mann während der Fahrt seinen Penis und begann zu onanieren. Da die Frau in ihr Notebook vertieft war, habe sie das erst nicht bemerkt. Erst als sie ein leises Stöhnen vernommen habe, habe sie begriffen, was dieser im sonst leeren Erstklassabteil machte. Sie informierte einen Zugbegleiter.
«Es ist schon nicht alltäglich, dass sich eine Frau an einem Sonntagmorgen an einen Zugbegleiter wendet und aus dem Nichts heraus behauptet, ein Mann masturbiere vor ihren Augen, finden Sie nicht?», fragte der Richter den Angeklagten. Der Walliser Familienvater antwortete: «Vielleicht reagiert sie in gewissen Situationen einfach sehr energisch.» Er habe sie zuvor darauf hingewiesen, dass es sich nicht gehöre, die Füsse auf die Sitze zu legen. Auch der Verteidiger schloss eine Racheaktion der Klägerin nicht aus und forderte einen Freispruch.
Das Gericht glaubte jedoch den Aussagen der Frau. «Sie hatte keinen Grund, so etwas zu erfinden», erklärte der Richter in seiner Urteilsbegründung und verurteilte den Mann wegen sexueller Belästigung zu einer Busse von 1000 Franken. «Wenn Sie solche Sachen machen wollen, dann machen Sie es nicht in der Öffentlichkeit», sagte der Richter. «Suchen Sie dafür zum Beispiel ein WC auf.»