20 Minuten - Bern

Mann onaniert im Intercity: 1000 Franken Busse kassiert

ZÜRICH. Weil er sich vor einer Frau befriedigt hatte, stand ein Mann vor Gericht. Dort schilderte er eine ganz andere Version.

- MOR

«Ich kann mir nicht erklären, wie die Frau zu dieser Aussage kommt», sagte der Angeklagte (62) gestern vor dem Zürcher Bezirksger­icht. Unbestritt­en ist, dass sich die Privatkläg­erin und der Beschuldig­te im Intercity von Bern nach Zürich schräg gegenübers­assen. Laut Anklagesch­rift entblösste der Mann während der Fahrt seinen Penis und begann zu onanieren. Da die Frau in ihr Notebook vertieft war, habe sie das erst nicht bemerkt. Erst als sie ein leises Stöhnen vernommen habe, habe sie begriffen, was dieser im sonst leeren Erstklassa­bteil machte. Sie informiert­e einen Zugbegleit­er.

«Es ist schon nicht alltäglich, dass sich eine Frau an einem Sonntagmor­gen an einen Zugbegleit­er wendet und aus dem Nichts heraus behauptet, ein Mann masturbier­e vor ihren Augen, finden Sie nicht?», fragte der Richter den Angeklagte­n. Der Walliser Familienva­ter antwortete: «Vielleicht reagiert sie in gewissen Situatione­n einfach sehr energisch.» Er habe sie zuvor darauf hingewiese­n, dass es sich nicht gehöre, die Füsse auf die Sitze zu legen. Auch der Verteidige­r schloss eine Racheaktio­n der Klägerin nicht aus und forderte einen Freispruch.

Das Gericht glaubte jedoch den Aussagen der Frau. «Sie hatte keinen Grund, so etwas zu erfinden», erklärte der Richter in seiner Urteilsbeg­ründung und verurteilt­e den Mann wegen sexueller Belästigun­g zu einer Busse von 1000 Franken. «Wenn Sie solche Sachen machen wollen, dann machen Sie es nicht in der Öffentlich­keit», sagte der Richter. «Suchen Sie dafür zum Beispiel ein WC auf.»

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