Vom Coop-Filialleiter zum obersten Chef der Migros
ZÜRICH. Er ist der Kopf hinter der Expansion in den Gesundheitsmarkt und oberster Migros- Personalchef: Fabrice Zumbrunnen. 2018 besteigt der Romand den Migros-Thron.
Dass ein Interner auf den Chefsessel steigen würde, war abzusehen. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass ein MigrosKonzernchef von innen kommen muss. So sagte der abtretende Migros-Chef Herbert Bolliger (siehe Box) kürzlich, dass es für den Chefposten fünf bis zehn Jahre Migros-Erfahrung brauche. Die geforderte Erfahrung, um Bolliger zu beerben, bringt der 47-jährige Romand Fabrice Zumbrunnen mit. Seit fünf Jahren sitzt er in der Generaldirektion des Genossenschaftsbundes und leitet das Departement mit dem etwas sperrigen Namen «HR, Kulturelles & Soziales, Freizeit». Zuvor arbeitete der zweisprachige Neuenburger während 16 Jahren für die Migros NeuenburgFreiburg.
Zumbrunnen, der bald Herr über 100 000 Mitarbeiter ist, wird der jüngste Migros-Konzernchef in der Geschichte. Er kennt den Detailhandel auch von ganz unten. Angefangen hat er aber bei der Konkurrenz. Den ersten Job nach seinem Studium in Betriebswirtschaft und Soziologie hatte Zumbrunnen als Filialleiter des Coops in La Chaux-de-Fonds, wo er mit seiner Familie noch immer wohnt. In Zürich ist der Manager nur Wochenaufenthalter.
Das Meisterstück Zumbrunnens ist das Engagement der Migros im Gesundheits- bereich: Unter ihm investierte die Migros in Fitnesscenter, Arztpraxen und Gesundheitsplattformen. Der Vorteil: Niederlassungen von Medbase und Santémed bringen viel höhere Margen als klassische MigrosFilialen. Für die digitale Transformation sei er genau der Richtige, sagt ein Migros-Kadermann.
Der Vater zweier Kinder ist mit einer Musikerin verheiratet und wird von Migros-Insidern als angenehm im Umgang beschrieben: «Er ist ein zugänglicher, offener Typ und kann gut zuhö- ren.» In einem Interview gab der Romand nach seinem ersten Jahr als Migros-Personalchef zu Protokoll: «Es ist gar nicht nötig, die Migros partout auf Personen zu reduzieren, wir brauchen diesen Hang zum Personenkult nicht.»
Ist Zumbrunnen wirklich so bescheiden? Er versuche, sich nie in den Vordergrund zu drängen, sagt ein Insider und beschreibt den neuen Chef so: «Er versteht es, seine eigenen Leistungen zu präsentieren und dennoch den anderen die Lorbeeren zu lassen, wenn sie sie verdient haben.»