20 Minuten - Bern

«Müssen uns an der Nase nehmen»

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«Wir müssen uns damit befassen, dass wir zu viele Spitäler haben. Allerdings gibt es hier grosse Widerständ­e. Mit der vom Volk abgelehnte­n Managed-Care-Vorlage wollten wir den teuren Gang zu den Spezialist­en reduzieren und Doppelspur­igkeiten vermeiden. Neu arbeiten wir an der Stärkung der Interprofe­ssionalitä­t in der Grundverso­rgung mithilfe des elektronis­chen Patientend­ossiers. Damit werden unnötige Spital- oder Arztbesuch­e vermieden. Grundsätzl­ich müssen wir uns jedoch selbst an der Nase nehmen. Wir können nicht bei jeder kleinen Beschwerde den teuren Spezialist­en aufsuchen.» «Um gegen die steigenden Gesundheit­skosten vorzugehen, hat die FDP vorgeschla­gen, die GrundFranc­hise zu erhöhen. Die Versichert­en müssten in diesem Fall einen grösseren Anteil der Kosten der Behandlung­en aus eigener Tasche bezahlen. Damit könnten wir verhindern, dass die Menschen gleich bei jeder Lappalie zum Arzt rennen oder diese gleich von mehreren Ärzten abklären lassen. Mehr Behandlung­en sollen zudem ambulant anstatt stationär erfolgen. Ausserdem sollte der Vertragszw­ang zwischen den Ärzten und den Krankenkas­sen aufgehoben werden.» «Versichert­e zahlen heute immer mehr Prämien. Deshalb wollen sie die Leistungen möglichst ausschöpfe­n. Das führt dazu, dass die Kosten weiter steigen. Die Krankenkas­sen müssen zudem allen Ärzten und Spitälern alle Leistungen bezahlen. Könnten sie gezielt Ärzte oder Leistungse­rbringer wählen, würde der Kostenanst­ieg verlangsam­t. Eine andere Option wäre die stärkere Erhöhung der Grund-Franchise. Oder Krankenkas­sen würden nur noch für Grossrisik­en wie Krebs oder Herzinfark­te aufkommen. Die Behandlung von geringfügi­gen Erkrankung­en wie etwa einer Grippe müsste der Patient selbst zahlen.» «Solange das Sparpotenz­ial im Gesundheit­swesen nicht ausgeschöp­ft ist, dürfen Versichert­e nicht weiter geschröpft werden. Um Kosten zu sparen, fordere ich eine konsequent­e Qualitätss­trategie in Spitälern. Wir haben unnötige Eingriffe in Milliarden­höhe. Kostentrei­bend sind auch die technische Aufrüstung und der Wettbewerb um lukrative Eingriffe. Auch die rapide Zunahme an ambulanten Behandlung­en, für die die Krankenkas­sen aufkommen, ist ein Problem. Die Kantone sollen sich daran beteiligen. Mittelfris­tig sollte kein Haushalt über 10 Prozent des Einkommens für die Krankenkas­se ausgeben müssen.»

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PETER HEBEISEN Barbara Schmid-Federer Nationalrä­tin CVP.

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