Was geschah wirklich in jener Nacht in NY?
«The Night Of» mit John Turturro, Riz Ahmed, Regie: James Marsh.
Diese zehnteilige Miniserie von HBO fackelt nicht lange. Die erste Episode ist etwas vom Besten, das die Serien-Branche im letzten Jahr hervorgebracht hat. Wir begleiten den Studenten Nasir, Sohn pakistanischer Eltern, durchs nächtliche New York. Er ist im Taxi seines Vaters unterwegs und hat vergessen, das OnDuty-Licht auszuschalten. Da steigt eine wunderschöne, aber zugedröhnte Frau ein. Sie nimmt ihn zu sich nach Hause. Nach einer Nacht mit viel Drogen und Sex wacht Nasir auf – neben ihm die bestialisch zugerichtete Leiche der Frau.
Ist Nasir der Täter – oder jemand anders? Diese KrimiAusgangslage ist nicht neu. Doch die Serie verliert die Frage in ihrem Verlauf aus dem Blick und konzentriert sich auf den Strafvollzug, genauer: auf Rikers Island, die Gefängnisinsel im East River. Dort geht Nasir zunächst durch die Hölle. Doch dann passt er sich erstaunlich leicht an die brutale Gefängniswelt an – was beim Zuschauer unbequeme Fragen aufkommen lässt. Ist Nasir doch nicht so schüchtern und unschuldig, wie wir dachten? Oder gibt er sich nur einem System geschlagen, das ihn schon lange vor dem Urteil verurteilt hat? «The Night Of» ist ein düsterer, aber ungemein packender Abgesang auf die Wahrheit im Justizsystem.
Das sind doch ganz tolle Geschichten: Die aufsehenerregende Entführung eines Schulbusses mit 26 Kindern im ländlichen Kalifornien 1976 oder das gewaltige CrazyHorse-Monument in Süd-Dakota, das von Korczak Ziolkowski gleich neben den Präsidentenköpfen des Mount Rushmore aus einem ganzen Berg gebohrt und gesprengt wird.
Bill Cardoso, 1937 in Boston geboren, verstarb 2006 und hatte stets ein gutes Näschen für Geschichten. Fast ein bisschen paranoid ist sein Bericht über zwei italienische Restaurants, die verdächtigt werden, als Treffpunkt der Mafia zu dienen. Doch es gibt dort nur männliche Gäste, hervorragende Ravioli mit Krebsfüllung und sonst nichts Verdächtiges, oder? Cardoso schrieb als Reporter und freier Autor unter anderen für den «Rolling Sto- ne». Er gehörte zu den grossen amerikanischen Lohnschreibern wie der gleichaltrige Hunter S. Thompson oder Gay Talese. Cardoso ist sozusagen ein intelligenter Hooligan des Journalismus, der in seinen Reportagen immer gleich aufs Ganze geht und nicht lange herumnölt. Das ist dann selbstverständlich höchst unterhaltsam zu lesen.