20 Minuten - Bern

«Nach Zeitumstel­lung sollte man vorsichtig­er Auto fahren»

Schaffte die EU die Sommerzeit ab, dürfte die Schweiz nachziehen, sagt Jürg Niederhaus­er vom Eidgenössi­schen Institut für Metrologie.

- DÉSIRÉE POMPER

Herr Niederhaus­er, warum stellen wir am Sonntag die Zeit um?

Damit wir die gleiche Zeit haben wie alle europäisch­en Staaten. Die Schweiz soll keine Zeitinsel sein.

Warum schaffen wir die Sommerzeit nicht ab?

Die wirtschaft­lichen Kosten wären hoch. Der Handel, die Industrie und der Verkehr wären betroffen.

Wie hoch wären die Kosten?

Das ist schwierig zu beziffern. 1980, als die Schweiz für ein Jahr die Sommerzeit abgeschaff­t hatte, musste die SBB nach einem Sonderfahr­plan fahren. Das allein kostete 15 Millionen Franken.

1981 wurde die Zeitumstel­lung dann wieder eingeführt, obwohl die Schweizer Bevölkerun­g 1978 das Zeitgesetz verworfen hatte. Warum?

Der Bundesrat legte dem Parlament sein Zeitgesetz aufgrund der Nachteile der Zeitinsel Schweiz erneut vor. Grössere Proteste gab es keine. Eine 1982 gestartete Volksiniti­ative «Zur Abschaffun­g der Sommerzeit» scheiterte bereits an der Unterschri­ftensammlu­ng. Dahinter stand übrigens Christoph Blocher.

Was wäre, wenn die Europäisch­e Union die Sommerzeit ab- schaffen würde?

Dann gäbe es für die Schweiz keinen Grund mehr, die Sommerzeit beizubehal­ten.

Was raten Sie Menschen, die sensibel auf die Zeitumstel­lung reagieren?

Ich versuche, mich nicht über Dinge aufzuregen, die ich nicht ändern kann. Ansonsten sollte man am Samstag etwas früher ins Bett und am Montag vorsichtig­er Auto fahren.

Wie geht die Zeitumstel­lung am Eidgenössi­schen Institut für Metrologie genau vor sich?

Plakativ gesagt, ist das für unser Zeitlabor ein Tag wie jeder andere – im Gegensatz zum Einfügen einer Schaltseku­nde.

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Jürg Niederhaus­er.

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