«Nach Zeitumstellung sollte man vorsichtiger Auto fahren»
Schaffte die EU die Sommerzeit ab, dürfte die Schweiz nachziehen, sagt Jürg Niederhauser vom Eidgenössischen Institut für Metrologie.
Herr Niederhauser, warum stellen wir am Sonntag die Zeit um?
Damit wir die gleiche Zeit haben wie alle europäischen Staaten. Die Schweiz soll keine Zeitinsel sein.
Warum schaffen wir die Sommerzeit nicht ab?
Die wirtschaftlichen Kosten wären hoch. Der Handel, die Industrie und der Verkehr wären betroffen.
Wie hoch wären die Kosten?
Das ist schwierig zu beziffern. 1980, als die Schweiz für ein Jahr die Sommerzeit abgeschafft hatte, musste die SBB nach einem Sonderfahrplan fahren. Das allein kostete 15 Millionen Franken.
1981 wurde die Zeitumstellung dann wieder eingeführt, obwohl die Schweizer Bevölkerung 1978 das Zeitgesetz verworfen hatte. Warum?
Der Bundesrat legte dem Parlament sein Zeitgesetz aufgrund der Nachteile der Zeitinsel Schweiz erneut vor. Grössere Proteste gab es keine. Eine 1982 gestartete Volksinitiative «Zur Abschaffung der Sommerzeit» scheiterte bereits an der Unterschriftensammlung. Dahinter stand übrigens Christoph Blocher.
Was wäre, wenn die Europäische Union die Sommerzeit ab- schaffen würde?
Dann gäbe es für die Schweiz keinen Grund mehr, die Sommerzeit beizubehalten.
Was raten Sie Menschen, die sensibel auf die Zeitumstellung reagieren?
Ich versuche, mich nicht über Dinge aufzuregen, die ich nicht ändern kann. Ansonsten sollte man am Samstag etwas früher ins Bett und am Montag vorsichtiger Auto fahren.
Wie geht die Zeitumstellung am Eidgenössischen Institut für Metrologie genau vor sich?
Plakativ gesagt, ist das für unser Zeitlabor ein Tag wie jeder andere – im Gegensatz zum Einfügen einer Schaltsekunde.