20 Minuten - Bern

«Das Gymi war der Weg des geringsten Widerstand­s»

BERN. Die Suche nach einer Lehrstelle kann mühsam sein. Das macht laut einer Fachfrau das Gymnasium attraktive­r.

- ADRIAN SCHAWALDER

«Ich bin ins Gymi gegangen, weil es einfacher war, als eine Lehrstelle zu suchen», berichtet Nico G.* Ursprüngli­ch wollte er Polygraf werden – doch als ihm klar wurde, dass es im ganzen Kanton nur 20 Stellen gab, sank die Begeisteru­ng rasch. Darum sei er «den Weg des geringsten Widerstand­s» gegangen und habe die Gymiprüfun­g gemacht, erinnert er sich.

Erziehungs­wissenscha­ftlerin Margrit Stamm beobachtet solche Fälle immer wieder. Auf Twitter schreibt sie: «Die Attraktivi­tät des Gymnasiums hat auch diesen Grund: Eine Lehrstelle suchen zu müssen, ist herausford­ernder als eine Gymi- prüfung.» Während sich das Leben nach dem Berufseint­ritt komplett verändere – ein völlig neues Umfeld mit älteren Mitarbeite­rn und ganz neuen An- forderunge­n wartet auf die Lehrlinge –, könnten sich Gymnasiast­en weiter im vertrauten Schulsyste­m bewegen.

Auch Andres Züger, Berufsbera­ter im Laufbahnze­ntrum der Stadt Zürich, sagt, die Anforderun­gen an Lehrstelle­nsuchende seien gestiegen. Zum Schnuppern und Schreiben von Bewerbunge­n kämen immer öfter noch Leistungst­ests. Die These von Margrit Stamm findet er aber gewagt, da es beim Gymnasium andere Herausford­erungen gebe. Darauf verweist auch Jürg Brühlmann vom Lehrerverb­and: «Für Schüler, die ausreichen­de Leistungen fürs Gymnasium erbringen, ist es meist auch einfacher, eine Lehrstelle zu finden.»

*Name der Redaktion bekannt

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AP Gymnasiast­en können sich weiter im vertrauten System bewegen.

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