Fast 150 000 Menschen in der «Für mich selbst bleibt nichts » Schweiz sind trotz Job arm
BERN. Neue Zahlen des Bundes zeigen, wie viele Working Poor es in der Schweiz gibt. Betroffene erzählen.
Fast 150 000 Menschen in der Schweiz sind trotz Job arm. Als arm gilt gemäss der Definition des Bundesamts für Statistik, wer als Einzelperson nach Abzug von Steuern, Krankenkasse und Sozialversicherungsbeiträgen weniger als 2239 Franken pro Monat zur Verfügung hat – etwa für Miete, den ÖV und Nahrungsmittel. Auch Eltern mit zwei Kindern und einem Einkommen von weniger als 3984 Franken liegen unter der Armutsgrenze, wie der Bund in einer neuen Analyse schreibt. Diese Personen verdienten zu wenig Geld, um ein «gesellschaftlich integriertes Leben» zu führen. Am stärksten betroffen seien Alleinwohnende und alleinerziehende Eltern mit ihren Kindern. Personen, die bloss über eine obligatorische Bildung verfügten, seien besonders gefährdet. Drei Leser erzählen, wie sie ihr Leben unter der Armutsgrenze meistern.
«Ich habe mehr oder weniger nichts, weil ich etwas naiv in meine Selbstständigkeit gestartet bin. Ich arbeite als Tagesvater und biete Kinderbetreuung an. Ich schaffe es im Moment gerade, alle Fixkosten zu bezahlen. Alles andere bezahle ich in Raten. Für mich selbst bleibt nichts. Ich schneide meine Haare selbst, Kleider habe ich seit über einem Jahr keine neuen gekauft. An Ferien denke ich erst gar nicht. Lebensmittel bekomme ich hin und wieder von Freunden. Aber immerhin nehme ich so ab. Ich habe keine hohen Ansprüche und bin deshalb trotzdem zufrieden. Momentan läuft es etwas besser. Aus diesem Grund breche ich jetzt auch nicht ab. In ein paar Monaten kann ich derjenige sein, der Freunden aushilft.»