20 Minuten - Bern

Ist Harry Styles wirklich der nächste David Bowie?

Harry Styles, « Harry Styles », Columbia.

- NEIL WERNDLI

Das Gesicht von One Direction war immer Harry Styles. Nachdem sich die Band Anfang 2016 auflöste, ging das Rennen um die Solokarrie­re los: Kollege Zayn Malik ballerte relativ schnell eigene Songs raus – es war aber immer klar: Alle Augen sind auf Harry gerichtet. Nun ist sein erstes, nach ihm selbst benanntes Solowerk erschienen.

«Es klingt wie David Bowie oder Queen», verkündete Harrys Label-Boss bereits vor Monaten. Auch Vergleiche mit Prince wurden gezogen. Zwar ist es etwas fragwürdig, einen 23-Jährigen, der bisher nur typische Boyband-Musik machte, auf eine Stufe mit solchen Legenden zu stellen, die Richtung stimmt aber tatsächlic­h: Der erste Vorgeschma­ck «Sign of the Times» hatte einen klar erkennbare­n Seventies-Einfluss und rein gar nichts am Hut mit dem Kaugummi-Pop von One Direction.

Es war die richtige Entscheidu­ng – der ehemalige 1DSchnügel musste sich weiterentw­ickeln, um als Künstler langfristi­g ernst genommen zu werden. Das Album führt diese Evolution konsequent fort: Der Opener «Meet Me in the Hallway» besteht fast ausschlies­slich aus Gitarre und einem warm groovenden Bass. Darüber kommt Harrys Schlafzimm­er-Gesäusel, und schon haben wir Herzchen in den Augen. An anderen Stellen versucht sich Harry im StadionRoc­k («Only Angels») und winkt sogar dem Grunge kurz zu («Kiwi»). «Harry Styles» ist bisher mit Abstand das stärkste und unkonventi­onellste Soloprojek­t eines ehemaligen One-Direction-Mitglieds. Obwohl Harry die längste Pause von allen hatte, wird seine Solokarrie­re am nachhaltig­s- ten aufgebaut. Und in ein paar Jahren sind die Bowie- und Prince-Vergleiche vielleicht dann angebracht.

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COLUMBIA

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