Ist Harry Styles wirklich der nächste David Bowie?
Harry Styles, « Harry Styles », Columbia.
Das Gesicht von One Direction war immer Harry Styles. Nachdem sich die Band Anfang 2016 auflöste, ging das Rennen um die Solokarriere los: Kollege Zayn Malik ballerte relativ schnell eigene Songs raus – es war aber immer klar: Alle Augen sind auf Harry gerichtet. Nun ist sein erstes, nach ihm selbst benanntes Solowerk erschienen.
«Es klingt wie David Bowie oder Queen», verkündete Harrys Label-Boss bereits vor Monaten. Auch Vergleiche mit Prince wurden gezogen. Zwar ist es etwas fragwürdig, einen 23-Jährigen, der bisher nur typische Boyband-Musik machte, auf eine Stufe mit solchen Legenden zu stellen, die Richtung stimmt aber tatsächlich: Der erste Vorgeschmack «Sign of the Times» hatte einen klar erkennbaren Seventies-Einfluss und rein gar nichts am Hut mit dem Kaugummi-Pop von One Direction.
Es war die richtige Entscheidung – der ehemalige 1DSchnügel musste sich weiterentwickeln, um als Künstler langfristig ernst genommen zu werden. Das Album führt diese Evolution konsequent fort: Der Opener «Meet Me in the Hallway» besteht fast ausschliesslich aus Gitarre und einem warm groovenden Bass. Darüber kommt Harrys Schlafzimmer-Gesäusel, und schon haben wir Herzchen in den Augen. An anderen Stellen versucht sich Harry im StadionRock («Only Angels») und winkt sogar dem Grunge kurz zu («Kiwi»). «Harry Styles» ist bisher mit Abstand das stärkste und unkonventionellste Soloprojekt eines ehemaligen One-Direction-Mitglieds. Obwohl Harry die längste Pause von allen hatte, wird seine Solokarriere am nachhaltigs- ten aufgebaut. Und in ein paar Jahren sind die Bowie- und Prince-Vergleiche vielleicht dann angebracht.