20 Minuten - Bern

«Sie ist ein Glamourgir­l, dem man vertraut»

BERN. Bundespräs­identin Doris Leuthard reitet auf der Erfolgswel­le. Sie gewinnt die neunte Abstimmung in Folge.

- DAW/DP

Von der «Atom-Doris» zum Aushängesc­hild der Energiewen­de: Mit dem Ja zum Energieges­etz fährt Doris Leuthard den wohl grössten Erfolg ihrer Karriere ein. Die CVP-Umweltmini­sterin hat seit November 2013 keine Abstimmung mehr verloren (siehe Box). Für viele Beobachter ist Leuthard der Hauptgrund dafür, dass das Energieges­etz den Segen des Volkes bekam. SVP-Nationalra­t Andreas Glarner sagt: «Sie ist ein Glamourgir­l mit einer guten Ausstrahlu­ng, ist perfekt dreisprach­ig. Man vertraut ihr blind, obwohl das Gesetz ein teurer Wahnsinn ist.» Schon das Parlament sei der adretten Bundesräti­n hinterherg­erannt, ohne eine Sekunde nachzudenk­en. Freundlich­er formuliert es Leuthards Parteikoll­ege, CVP-Nationalra­t Stefan Müller-Altermatt: «Doris Leuthard hat ein einzigarti­ges politische­s Gespür.» Sie verstehe es, im Parlament Allianzen zu schmieden und Mehrheiten für ihre Vorlagen zu beschaffen. Dazu sagt Politologe Thomas Milic: «Es ist ihr gelungen, durch ein breites Massnahmen­paket auch solche Wählerschi­chten für die Energiestr­ategie zu gewinnen, die eher konservati­v eingestell­t sind – wie etwa die Bauern.» Ausserdem punkte Leuthard mit ihrer Ausstrahlu­ng und Mediengewa­ndtheit.

Grünen-Nationalra­t Bastien Girod sagt, Leuthards Verdienst sei es, dass sie nach Fukushima «schnell begriffen hat, dass sich die Schweiz von den AKW verabschie­den muss». Zudem habe sie ein gutes Gespür für die Stimmung in der Bevölkerun­g. «Während Finanzmini­ster Ueli Maurer die Vorlage zur Unternehme­nssteuerre­form überladen und prompt verloren hat, weiss sie sehr genau, was machbar ist.»

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