20 Minuten - Bern

Fall Jegge führt zu Ansturm auf Opfer-Beratungss­telle

IMMENSEE. Ein Ex- GymiLehrer soll eine Schülerin missbrauch­t haben. Jetzt bricht sie ihr Schweigen – viele andere Opfer auch.

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Nach dem Fall Jegge melden sich vermehrt Opfer sexueller Übergriffe. Die Beratungss­telle Castagna spricht gar von einem «Boom»: In den ersten drei Wochen haben sich laut «TagesAnzei­ger» dreimal mehr Opfer als üblich gemeldet. In der Hälfte dieser über 60 Fälle seien Lehrer involviert gewesen. Eine Betroffene ist eine heute 40-Jährige, die in den 90er-Jahren in Immensee SZ zur Schule ging. Begonnen habe es in einem Klassenlag­er. Von ihrem Lehrer, damals 38, habe die damals 12-jährige Schülerin einen Zun- genkuss erhalten. Als sie 16 war, soll es zu Umarmungen und Küssen gekommen sein, ein halbes Jahr später habe er ihr in die Hose gefasst. Die Betroffene glaubte trotz der traumatisc­hen Erlebnisse, eine Beziehung mit ihm zu haben. Es gab Geschlecht­sverkehr. Erst später realisiert­e sie, was passiert war: «Er erwischte mich in einer Zeit, in der sich meine eigene Persönlich­keit und Sexualität gerade erst entwickelt­en.» Obwohl der Fall verjährt ist, zeigte sie ihn jetzt an. Laut der gestrigen ZaS bestätigte der Lehrer die Beziehung, stritt aber eine Straftat ab: Sex hätten sie erst gehabt, als die Schülerin volljährig gewesen sei.

Der heutige Rektor der Schule, Benno Planzer, machte am Freitag publik, dass es um einen Lehrer gehe, der früher am Gymnasium Immensee unterricht­et habe. Er begründete dieses Vorgehen mit Transparen­z und Nulltolera­nz. Die Schule hatte schon 2001 von den Vorwürfen erfahren, eine Anzeige lag jedoch nicht vor. Die damaligen Verantwort­lichen hätten mit der Frau reden wollen, sie sei aber nicht zur Verfügung gestanden. Aus rechtliche­r Sicht hätten die früheren Verantwort­lichen keinen Grund gehabt, den Lehrer zu entlassen.

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