Emmi-Chef: «Ich war eine Woche lang Teilzeit-Veganer»
LUZERN. Der Schweizer Milchverarbeiter Emmi hat keine Angst vor Veganern. CEO Urs Riedener erklärt im Interview, wieso.
Herr Riedener, fürchten Sie sich vor Veganern?
Keinesfalls. Wir hatten im Emmi-Hauptsitz eine vegane Woche, um herauszufinden, wie dieser Lifestyle funktioniert. Ich habe als Teilzeit-Veganer mitgemacht und in der Kantine vegan gegessen. Die Frage ist, wie gross die Überzeugung sein muss, dass man das durchhält. Aber ich finde viel Gutes daran, denn die Leute interessiert wieder vermehrt, was sie essen.
Sie machen auf vegan? Emmi gehört mehrheitlich den Zentralschweizer Milchproduzenten.
Vegane Milchersatzprodukte sind für Emmi keine strategische Option. Das bedeutet aber nicht, dass sich Emmi dem Vegan-Trend verweigern würde. Wir stellen schon jetzt eine Palette an veganen Milchersatzprodukten her.
Auch Nicht-Veganer trinken immer weniger Milch.
Das hängt mit dem extrem grossen Lebensmittelangebot und mit den Lebensgewohnheiten zusammen. Das Biertrinken geht ebenso zurück, denn die Leute sitzen kaum noch zusammen am Tisch. Unser Job ist, den Leuten Milch so anzubieten, dass sie zum Le- bensstil passt. Und das ist immer weniger im Tetrapak.
Emmi will dieses Jahr beim Umsatz erneut zulegen – wie?
In der Schweiz wird das weiter schwierig sein. Aber in ganz vielen Ländern Europas wachsen wir, auch dank Caffè Latte und Kaltbach. Wichtigster Auslandsmarkt sind die USA. Dort wollen wir auch mit Ziegenmilchprodukten wachsen.
Der Kampf um den Milchpreis tobt. Müssen die Bauern mehr bekommen?
Das liegt in den Händen der Detailhändler, sie setzen Preisveränderungen durch. Ich finde es sehr gut, dass Coop den Bauern ab Juli mehr bezahlt. Aber erst wenn auch die Migros als grösster Schweizer Milchverkäufer mit eigenem Verarbeitungsbetrieb nachziehen würde, würde es Bewegung geben.