«Die Angebote für Zivis sind ausgeartet»
BERN. Bürgerliche Politiker wollen gewisse Zivildienst-Angebote streichen. Sie reden von Verlegenheitseinsätzen.
Kunst suchen oder als Clown im Kinderzirkus auftreten: Solche Zivildiensteinsätze (siehe unten) wollen Politiker verbieten. Das Fass an Verlegenheitseinsätzen sei am Überlaufen, sagt FDP-Nationalrat Walter Müller. Offenbar wollten Anbieter mit einem Zivi Geld und Aufwand sparen. Die Einsätze seien ein «klarer Missbrauch des Zivildiensts». Auch Werner Salzmann (SVP) sagt: «Die Angebote für Zivis sind ausgeartet.» Diese konkurrenzierten mit der Wirtschaft und hätten fast nichts mehr mit Sozialdienst im engeren Sinne zu tun. Er vermute, dass wegen der grossen Nachfrage nach Zivi-Einsätzen sogar solche Jobs gesucht werden müssten. Er wolle alle mit der Privatwirtschaft konkurrenzierenden Einsätze verbieten.
Balthasar Glättli (Grüne) dagegen spricht von einer «Gene- ralattacke auf den Zivildienst»: Man wolle davon ablenken, dass es der Armee je länger, je schwerer falle, die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit des Militärdienstes zu belegen. Umgekehrt könnten junge Männer bei vielen Einsätzen wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Menschen sammeln. Die Gemeinden hätten gute Gründe, sagt Priska Seiler Graf (SP). Thomas Brückner, Leiter Kommunikation der Vollzugsstelle für den Zivildienst Zivi, sagt: «Der Zivildienst ist dort tätig, wo öffentliches Interesse be- steht, aber Ressourcen fehlen.» Alle Angebote würden geprüft.