20 Minuten - Bern

Jungschare­n-Bund hetzt Teenager gegen Schwule auf

BERN. Der freikirchl­iche Verband der Jungschare­n verteufelt Homosexual­ität. Gegen dieses Gedankengu­t wird ein Verbot gefordert.

- BETTINA ZANNI

Auf seiner Website bietet der Bund Evangelisc­her Schweizer Jungschare­n BESJ den Leitern von Teenie-Gruppen allerlei Hilfsmitte­l. Darunter «eine Themenkonk­ordanz mit zeitgemäss­en Begriffen». Diese soll Leiter dabei unterstütz­en, «ein Thema von der Bibel her aufzuarbei­ten». Was unter dem Stichwort Homosexual­ität kommt, ist heftig: Diese sei eine Tat der Gottlosen. Schwuler Sex wird als todeswürdi­g definiert (siehe Box). Dem BESJ sind über 15 000 Kinder und Jugend- liche angeschlos­sen. Seit den 90er-Jahren unterstütz­t der Bund den Verband mit Geld. Weil das Bundesamt für Sport ab 2018 keine Organisati­onen mehr finanziert, die vor allem religiöse Zwecke verfolgen, kämpft der BESJ zurzeit gegen die Streichung.

SP-Nationalra­t Angelo Barrile sagt jedoch: «Organisati­onen mit einem solch extremisti­schen Gedankengu­t haben in der Schweiz nichts verloren.» Es müsse verboten werden, dass Jugendorga­nisationen solche Aussagen verbreiten könnten. Auch SP-Nationalra­t Mathias Reynard fordert, dass auf den BESJ Druck ausgeübt wird, das homophobe Gedankengu­t ab sofort nicht mehr zu propagiere­n. «Kommt er dieser Forderung nicht nach, ist ein Verbot die einzige Lösung.» Patrick Weber, Programmle­iter der Beratungsp­lattform Du-bist-du. ch, hält ein Verbot für den richtigen Weg (siehe Interview).

«Verbote führen nur dazu, dass radikalisi­ert wird», sagt dagegen BDP-Nationalrä­tin Rosmarie Quadranti. Wolle der BESJ aber weiterhin vom Bund unterstütz­t werden, müsse sich dieser der Ethik-Charta des Bundesamts für Sport unterstell­en. Die Charta schreibt unter Punkt eins «Gleichbeha­ndlung für alle» vor, unabhängig von der sexuellen Orientieru­ng. Der BESJ war bis Redaktions­schluss für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

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