«Wir sehen eine fast absurde US-Strategie in Syrien»
ZÜRICH. Die US- Regierung hat Syrien vorgeworfen, einen Giftgasangriff vorzubereiten.
Die USA seien in Syrien, um die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu «eliminieren». Wenn Assad aber einen weiteren Chemiewaffenangriff ausführe, werde er dafür einen «heftigen Preis» bezahlen, warnte das Weisse Haus.
Was hat es damit auf sich? Fragen an Roland Popp, Nahost-Experte der ETH Zürich.
Wieso baut das Weisse Haus eine solche Drohkulisse auf?
Das ist unklar. Einiges deutet auf innenpolitische Motive hin, darauf, dass man von innenpolitischen Problemen ablenken will. Dafür spricht etwa, dass zu Beginn weder das US-Regionalkommando Centcom noch das Pentagon wussten, worauf sich dieser Verdacht gründet. Dass offenbar das Militär nicht informiert wurde, bevor diese Mitteilung des Weissen Hauses rausging, ist reichlich merkwürdig.
Ist diese jüngste Drohung ein Indiz für eine neue Syrien-Strategie der USA?
Darauf deutet wenig hin. In den letzten Wochen sahen wir eine sehr widersprüchliche, fast absurde amerikanische Strategie in Syrien: einerseits die Versuche, im Kampf gegen den IS mit den Russen zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig wurde amerikanischen Kom- mandeuren vor Ort erlaubt, militärisch eigenständige Entscheidungen zu treffen. Das Resultat: der Abschuss eines syrischen Kampfjets und diverse Bombardierungen von Assad-nahen Truppen. All das hat die Kriegsgefahr erheblich erhöht.
Kann man momentan überhaupt eine Syrien-Strategie der US-Amerikaner erkennen?
Das ist tatsächlich fraglich. Zurzeit haben wir es mit einer sehr militaristischen US-Admi- nistration zu tun. Aufgrund der Inkompetenz dieser Regierung könnte es also durchaus sein, dass die USA über Syrien in einen grossen Krieg geraten.