20 Minuten - Bern

«Wir sehen eine fast absurde US-Strategie in Syrien»

ZÜRICH. Die US- Regierung hat Syrien vorgeworfe­n, einen Giftgasang­riff vorzuberei­ten.

- ANN GUENTER

Die USA seien in Syrien, um die Jihadisten­miliz Islamische­r Staat (IS) zu «eliminiere­n». Wenn Assad aber einen weiteren Chemiewaff­enangriff ausführe, werde er dafür einen «heftigen Preis» bezahlen, warnte das Weisse Haus.

Was hat es damit auf sich? Fragen an Roland Popp, Nahost-Experte der ETH Zürich.

Wieso baut das Weisse Haus eine solche Drohkuliss­e auf?

Das ist unklar. Einiges deutet auf innenpolit­ische Motive hin, darauf, dass man von innenpolit­ischen Problemen ablenken will. Dafür spricht etwa, dass zu Beginn weder das US-Regionalko­mmando Centcom noch das Pentagon wussten, worauf sich dieser Verdacht gründet. Dass offenbar das Militär nicht informiert wurde, bevor diese Mitteilung des Weissen Hauses rausging, ist reichlich merkwürdig.

Ist diese jüngste Drohung ein Indiz für eine neue Syrien-Strategie der USA?

Darauf deutet wenig hin. In den letzten Wochen sahen wir eine sehr widersprüc­hliche, fast absurde amerikanis­che Strategie in Syrien: einerseits die Versuche, im Kampf gegen den IS mit den Russen zusammenzu­arbeiten. Gleichzeit­ig wurde amerikanis­chen Kom- mandeuren vor Ort erlaubt, militärisc­h eigenständ­ige Entscheidu­ngen zu treffen. Das Resultat: der Abschuss eines syrischen Kampfjets und diverse Bombardier­ungen von Assad-nahen Truppen. All das hat die Kriegsgefa­hr erheblich erhöht.

Kann man momentan überhaupt eine Syrien-Strategie der US-Amerikaner erkennen?

Das ist tatsächlic­h fraglich. Zurzeit haben wir es mit einer sehr militarist­ischen US-Admi- nistration zu tun. Aufgrund der Inkompeten­z dieser Regierung könnte es also durchaus sein, dass die USA über Syrien in einen grossen Krieg geraten.

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ETH Nahost-Experte Roland Popp.

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