20 Minuten - Bern

Personenfr­eizügigkei­t: Kritik an der Bilanz des Bundes

BERN. Ein Bericht zieht nach 15 Jahren Personenfr­eizügigkei­t eine positive Bilanz. Die SVP spricht von « Schönfärbe­rei».

- DAW

Während die SVP eine Initiative gegen die Personenfr­eizügigkei­t plant, hebt ein neuer Bericht des Staatssekr­etariats für Wirtschaft (Seco) die wirtschaft­lichen Vorteile des Abkommens hervor.

Jobchancen: In der Schweiz arbeiten 530 000 Personen, die seit 2002 im Rahmen der Personenfr­eizügigkei­t aus der EU eingewande­rt sind. Damit ist gut jeder neunte Angestellt­e ein EU-Zuwanderer. Laut dem Bericht hat das aber kaum dazu geführt, dass inländisch­e Arbeitskrä­fte verdrängt wurden. Die Erwerbsbet­eiligung von Schweizern habe zuge- nommen.

Löhne: Zwischen 2002 und 2016 wuchsen die Reallöhne um 0,8 Prozent pro Jahr. Das Lohnwachst­um war damit klar höher als in den Jahren 1991 bis 2001. Gemäss Seco gibt es «für negative Auswirkung­en der Zuwanderun­g auf die Löhne» kaum Anzeichen. Einzig das leicht gedämpfte Lohnwachst­um bei Hochqualif­izierten könnte mit der Zuwanderun­g in Verbindung stehen.

«Der Bericht zeigt, dass die Personenfr­eizügigkei­t für die Schweizer Volkswirts­chaft ein Segen ist», sagt Roland A. Müller vom Arbeitgebe­rverband. Unternehme­n seien weiterhin auf hoch spezialisi­erte Arbeitskrä­fte aus dem Ausland angewiesen. Dagegen äussert Wirtschaft­sprofessor Reiner Eichenberg­er Kritik: «Im Wirtschaft­swachstum widerspie- gelt sich der technische Fortschrit­t. Leider blendet der Bericht die Schattense­iten der hohen Zuwanderun­g aus.» So werde nichts zu steigenden Infrastruk­turkosten oder höheren Mieten gesagt.

«Schönfärbe­risch» nennt SVP-Parteichef Albert Rösti den Bericht: «Die Erwerbslos­enquote lag 2002 bei 3,5 Prozent, heute bei rund fünf Prozent. Das problemati­siert der Bericht nicht.»

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