20 Minuten - Bern

«Der harte Kern

BERN. Ein Ostschweiz­er Pyro-Werfer muss hinter Gitter. Sorgt das Präzedenzu­rteil für Ordnung in den Stadien?

- 20M/SDA

KONTROVERS Ein 24-jähriger Fan des FC St. Gallen warf im Februar 2016 bei einem Fussballsp­iel vier Pyrogegens­tände, zwei Rauchkörpe­r und zwei Knallpetar­den aufs Feld. Er soll für 18 Monate ins Gefängnis. Zudem muss er eine Geldstrafe und eine Busse zahlen. Durch den Knall eines Pyros und den Funkenflug erlitt ein Zuschauer einen Hörschaden. Er erhält eine Genugtuung von 12 000 Franken.

Das hat das Bundesstra­fgericht gestern entschiede­n. Es verurteilt­e den Ostschweiz­er wegen mehrfacher Gefährdung durch Sprengstof­fe in verbrecher­ischer Absicht, schwerer Körperverl­etzung, mehrfacher Sachbeschä­digung sowie mehrfacher Widerhandl­ung gegen das Sprengstof­fgesetz.

Der FC St. Gallen will das Urteil nicht kommentier­en, so- lange es nicht rechtskräf­tig ist. Die Verteidige­rin des Fans erwägt einen Weiterzug ans Bundesgeri­cht.

Die Swiss Football League nahm das Urteil «mit Genugtuung» zur Kenntnis. CEO Claudius Schäfer hofft, «dass das Urteil eine präventive Wirkung hat». Auch Hans-Jürg Käser, Präsident der Polizeidir­ektorenkon­ferenz, erhofft sich eine «abschrecke­nde Wirkung». Leider habe ein Pyro-Wurf für den Täter bislang oft keine Konsequenz­en gehabt. Dass das Signal des Urteils aber die harten Jungs in der Szene erreicht, bezweifelt er. «Der harte Kern der Hooligans wird sich nicht abschrecke­n lassen.»

Kritisch ist die Fanarbeit Schweiz: Sie teilte mit, man nehme «das Urteil zur Kenntnis» – und kritisiert­e die «öffentlich­en Kampagnen gegen den Angeklagte­n».

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