«Tacoma»: Entschleunigung auf der Geisterstation
PUZZLE/SCI- FI. Kein Geballer, keine Aliens: Das Indie- Game «Tacoma » ist eine intelligente Sci- Fi- Spurensuche, bei der das Gameplay auf ein Minimum reduziert wird.
Ist das noch ein Spiel oder doch eher eine spielgewordene Sozialstudie? Eines ist sicher: In «Tacoma» kann man die Laserkanone ruhig stecken lassen. Die Handlung spielt sich zwar auf einer verlassenen Raumstation ab, doch Aliens muss man keine killen. Auch aufregende Weltall-Action in Form von Sonnenstürmen oder Meteoritenschwärmen bleibt gänzlich aus.
Ein Spiel für Langweiler ist «Tacoma» dennoch nicht. Das Indie-Game reduziert lediglich das Gameplay auf ein absolutes Minimum – und schafft damit Raum für die Emotionalität der Geschichte. «Walking Simulator» nennt man die Spielausrichtung im Fachjargon. Ein Genre, das sich derzeit grosser Beliebtheit erfreut.
Die Story: Im Jahr 2088 besucht man in der Person von Amy Ferrier die Raumstation Tacoma. Deren Crew ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Wurden die Astronauten evakuiert oder getötet? Mussten sie flüchten oder hat sie gar eine unbekannte Krankheit dahingerafft? Das gilt es, herauszufinden. Zeitverzögert erlebt man die letzten Momente der Crew mit – nicht etwa als Schattenspiel, sondern als Simulation. Diese kann der Spieler selber starten, stoppen und sogar vor- und zurückspulen. Eine besonders clevere Idee. Denn dank dem kontrollierbaren Augmented-Reality-Programm schafft man sich sein eigenes Spieltempo – und man kann die Spielsituationen aus verschiedenen Blickwinkeln miterleben.
Nach nur etwa drei Stunden intensiver Spurensuche endet das Indie-Game mit einem Finale. Auch dabei bleibt sich «Tacoma» treu: Die Auflösung ist clever, aber nicht übermässig spektakulär. Sie passt zum realistischen Ton, der schon das ganze Game bestimmt hat. Ein etwas anderes Spielerlebnis – Entschleunigung per Videogame quasi. «Tacoma», Fullbright, für PC und Xbox, bereits erschienen.