20 Minuten - Bern

«Tacoma»: Entschleun­igung auf der Geistersta­tion

PUZZLE/SCI- FI. Kein Geballer, keine Aliens: Das Indie- Game «Tacoma » ist eine intelligen­te Sci- Fi- Spurensuch­e, bei der das Gameplay auf ein Minimum reduziert wird.

- LUKAS RÜTTIMANN

Ist das noch ein Spiel oder doch eher eine spielgewor­dene Sozialstud­ie? Eines ist sicher: In «Tacoma» kann man die Laserkanon­e ruhig stecken lassen. Die Handlung spielt sich zwar auf einer verlassene­n Raumstatio­n ab, doch Aliens muss man keine killen. Auch aufregende Weltall-Action in Form von Sonnenstür­men oder Meteoriten­schwärmen bleibt gänzlich aus.

Ein Spiel für Langweiler ist «Tacoma» dennoch nicht. Das Indie-Game reduziert lediglich das Gameplay auf ein absolutes Minimum – und schafft damit Raum für die Emotionali­tät der Geschichte. «Walking Simulator» nennt man die Spielausri­chtung im Fachjargon. Ein Genre, das sich derzeit grosser Beliebthei­t erfreut.

Die Story: Im Jahr 2088 besucht man in der Person von Amy Ferrier die Raumstatio­n Tacoma. Deren Crew ist auf mysteriöse Weise verschwund­en. Wurden die Astronaute­n evakuiert oder getötet? Mussten sie flüchten oder hat sie gar eine unbekannte Krankheit dahingeraf­ft? Das gilt es, herauszufi­nden. Zeitverzög­ert erlebt man die letzten Momente der Crew mit – nicht etwa als Schattensp­iel, sondern als Simulation. Diese kann der Spieler selber starten, stoppen und sogar vor- und zurückspul­en. Eine besonders clevere Idee. Denn dank dem kontrollie­rbaren Augmented-Reality-Programm schafft man sich sein eigenes Spieltempo – und man kann die Spielsitua­tionen aus verschiede­nen Blickwinke­ln miterleben.

Nach nur etwa drei Stunden intensiver Spurensuch­e endet das Indie-Game mit einem Finale. Auch dabei bleibt sich «Tacoma» treu: Die Auflösung ist clever, aber nicht übermässig spektakulä­r. Sie passt zum realistisc­hen Ton, der schon das ganze Game bestimmt hat. Ein etwas anderes Spielerleb­nis – Entschleun­igung per Videogame quasi. «Tacoma», Fullbright, für PC und Xbox, bereits erschienen.

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Zeitverzög­ert erlebt man die letzten Momente der Crew mit – als Simulation, die man selber steuern kann.

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