20 Minuten - Bern

Kesha ist nach ihrer Krise stärker als je zuvor

Kesha, « Rainbow», Kemosabe Records.

- NEIL WERNDLI

In den letzten drei Jahren ging Kesha durch die Hölle. 2014 enthüllte die 30-Jährige, dass ihr Produzent Dr. Luke sie über Jahre hinweg psychisch und physisch misshandel­t hatte. Weil sie ihre Vorwürfe nicht beweisen konnte, folgte ein wüster Rechtsstre­it, der beinahe die Karriere der «Tik Tok»Sängerin zerstört hätte. Mit ihrem dritten Album «Rainbow» feiert Kesha nun ihr glorreiche­s Comeback.

Der Kampf hat auf dem ganzen Album seine Spuren hinterlass­en: Bereits die Vorab-Single «Praying» war offensicht­lich eine Abrechnung mit Dr. Luke. «Ich kann es auch alleine schaffen. Ich brauche dich nicht», singt Kesha über ihren Peiniger. Es ist ein starkes Statement, das allen anderen Frauen, die je Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, Mut zusprechen soll. Kesha suhlt sich nicht in der Opferrolle, sondern blickt erhobenen Hauptes nach vorne.

Trotzdem klingt «Rainbow» nicht ganz so unbeschwer­t und partylasti­g wie frühere Alben. Statt dekadenter DanceHymne­n hört man vermehrt nachdenkli­che Nummern wie «Learn to Let Go» oder «Spaceship». Ausserdem scheint ihre neu entdeckte Liebe zum Country eine grosse Rolle zu spielen: In «Old Flames» ist Country-Ikone Dolly Parton zu Gast, und zu «Hunt You Down» könnte man glatt in den Sonnenunte­rgang reiten. Insgesamt wirkt Kesha erwachsene­r, was an diesem Punkt in ihrer Karriere nicht schaden kann. Einen schalen Beigeschma­ck hinterlass­en allerdings die zwei Gastauftri­tte von den Eagles of Death Metal, die nun wirklich nicht als grosse Frauenrech­tler bekannt sind. Aber geschenkt. «Rain- bow» ist ein sehr gelungenes Werk und ein Mittelfing­er für alle, die Kesha bereits für tot erklärt haben.

 ?? SONY ?? Mit «Rainbow» veröffentl­icht Kesha ihr erstes Album nach dem wüsten Rechtsstre­it mit Dr. Luke.
SONY Mit «Rainbow» veröffentl­icht Kesha ihr erstes Album nach dem wüsten Rechtsstre­it mit Dr. Luke.

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