Kesha ist nach ihrer Krise stärker als je zuvor
Kesha, « Rainbow», Kemosabe Records.
In den letzten drei Jahren ging Kesha durch die Hölle. 2014 enthüllte die 30-Jährige, dass ihr Produzent Dr. Luke sie über Jahre hinweg psychisch und physisch misshandelt hatte. Weil sie ihre Vorwürfe nicht beweisen konnte, folgte ein wüster Rechtsstreit, der beinahe die Karriere der «Tik Tok»Sängerin zerstört hätte. Mit ihrem dritten Album «Rainbow» feiert Kesha nun ihr glorreiches Comeback.
Der Kampf hat auf dem ganzen Album seine Spuren hinterlassen: Bereits die Vorab-Single «Praying» war offensichtlich eine Abrechnung mit Dr. Luke. «Ich kann es auch alleine schaffen. Ich brauche dich nicht», singt Kesha über ihren Peiniger. Es ist ein starkes Statement, das allen anderen Frauen, die je Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, Mut zusprechen soll. Kesha suhlt sich nicht in der Opferrolle, sondern blickt erhobenen Hauptes nach vorne.
Trotzdem klingt «Rainbow» nicht ganz so unbeschwert und partylastig wie frühere Alben. Statt dekadenter DanceHymnen hört man vermehrt nachdenkliche Nummern wie «Learn to Let Go» oder «Spaceship». Ausserdem scheint ihre neu entdeckte Liebe zum Country eine grosse Rolle zu spielen: In «Old Flames» ist Country-Ikone Dolly Parton zu Gast, und zu «Hunt You Down» könnte man glatt in den Sonnenuntergang reiten. Insgesamt wirkt Kesha erwachsener, was an diesem Punkt in ihrer Karriere nicht schaden kann. Einen schalen Beigeschmack hinterlassen allerdings die zwei Gastauftritte von den Eagles of Death Metal, die nun wirklich nicht als grosse Frauenrechtler bekannt sind. Aber geschenkt. «Rain- bow» ist ein sehr gelungenes Werk und ein Mittelfinger für alle, die Kesha bereits für tot erklärt haben.