Pilger, Hadsch und die Macht der saudischen Königsfamilie
RIAD. Seit fast hundert Jahren ist die Königsfamilie in Saudiarabien Hüterin der heiligen islamischen Stätten Mekka und Medina – und damit des Hadsch.
Mehr als 1,7 Millionen Muslime aus aller Welt haben sich zum Beginn des Hadsch in Saudiarabien versammelt, der alljährlichen islamischen Pilgerfahrt nach Mekka. Hier werden sie überall daran erinnert, dass die herrschende Saud-Familie die Hüterin der heiligsten Stätte des Islam ist – nicht nur durch Porträts von König und Staatsgründer Salman, die überall hängen, oder durch den massiven Glockenturm, der den Namen von Salmans Vorgänger trägt.
Saudiarabien nutzt den Hadsch, um seine Stellung in der muslimischen Welt zu stärken und seinen Gegnern – vom Iran über Syrien bis zu Katar – unter die Nase zu reiben, wo und wer die Musik spielt. Seit fast hundert Jahren entscheidet die Königsfamilie, wer nach Mekka kommen kann und wer nicht. Sie setzt Quoten für Pilger aus verschiedenen Ländern fest, wickelt die Ausstellung der Einreisevisa ab, sorgt dafür, dass die Hunderttausenden Gläubigen, die jedes Jahr nach Mekka kommen, eine Unterkunft haben.
Syrien wirft Riad vor, die Teilnahme syrischer Bürger an der Pilgerfahrt einzu- schränken. Der Hadsch geriet auch im Zuge des jüngsten Konflikts zwischen Saudiarabien und Katar ins politische Gespinst. Und als Saudiarabien und der Iran 2016 ihre Beziehungen abbrachen, wurde der Hadsch noch stärker zu einem Faktor gegenseitiger Rivalitäten. Als Folge nahmen letztes Jahr keine Iraner an der Wallfahrt teil.