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TUI-Chef: «‹Reisebüro› klingt nicht sehr sexy»

ZÜRICH. Er ist Herr über Schiffe, Hotels und Flieger: Friedrich Joussen. Der TUI- Boss über die Zukunft des Reisebüros und die Konkurrenz durch Google.

- TUI/CHRISTIAN WYRWA SANDRO SPAETH

Als Chef können Sie vieles delegieren. Wie sieht es aus mit dem Organisier­en Ihrer Ferien?

Das mache ich häufig selbst. Aber ich nutze den TUI-Store in Berlin, der die komplizier­teren Reisen übernimmt. Wenn Sie mit Kindern verreisen wollen, ist Beratung Gold wert. Physisch in den Store gehe ich aber selten, ich rufe an.

In Skandinavi­en hat TUI keine Reisebüros mehr. Werden jene 70 in der Schweiz überleben?

Die Schweiz ist nicht Schweden, wo alles digital ist. Aber das klassische Reisebüro muss sich wandeln. Wir haben in der Schweiz stark in die Digitalisi­erung investiert, weshalb unsere Verkaufspu­nkte nichts mehr mit den Reisebüros von 1990 zu tun haben.

Trotz der digitalen Bemühungen: «Reisebüro» tönt verstaubt.

Richtig. Der Name «Reisebüro» klingt salopp gesagt nicht sehr sexy und ist irgendwie nicht mehr zeitgemäss. Für die Schweiz überlegen wir uns konkret, den Namen zu ändern. Der Begriff «Reisebüro» wider- spiegelt nicht das, was der Kunde heute antrifft. In Europa sprechen wir bereits von TUIStores oder -Shops.

Der Feind der Reisebranc­he ist Google: Was wollen Sie gegen den Riesen unternehme­n?

Google ist ein Medienunte­rnehmen und eine Werbemasch­ine. Und TUI ist auch Kunde bei Google, damit man unsere Produkte dort findet. Mit Book on Google kann man heute bereits über die Suchmaschi­ne Flüge buchen. Google gibt den Flug aber dann an den Leistungse­rbringer ab, also Firmen wie TUI.

Dann werfen Sie sich Google an den Hals?

Nein, andersheru­m. Wenn Google Pauschalre­isen verkaufen will, steht der Konzern bei uns vor der Tür und fragt: Wie macht man das? Google kann zwar auf seiner Internet-Plattform zusammenst­ellen, aber nicht selbst buchen und besitzt weder Flugzeuge noch Hotels und Schiffe.

Aber Google kann Reiseanbie­ter gegeneinan­der ausspielen.

Das ist ein guter Punkt. Deshalb bilden wir starke Urlaubsmar­ken, neben der globalen TUI auch Mein Schiff oder Robinson. Google ist unser natürliche­r Verbündete­r und kein Konkurrent. Suchmaschi­nen mögen starke Primärmark­en.

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Friedrich Joussen sieht Google als Verbündete­n.

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