«Weiss, wie ich spielen muss, um Federer zu schlagen»
NEW YORK. Juan Martín del Potro trifft acht Jahre nach dem gewonnenen US- Open- Final wieder auf Roger Federer.
Mit weit ausgebreiteten Armen stand er da, den Blick gegen den Himmel gerichtet. Juan Martín del Potro hatte gerade Dominic Thiem in fünf Sätzen bezwungen und wollte die Welt umarmen. Zweieinhalb Stunden zuvor hätten selbst seine treusten Fans kaum mehr auf den Argentinier gesetzt. Mit roten Augen und blassem Gesicht schleppte sich der grippegeschwächte del Potro in den ersten beiden Sätzen über den Platz. Eine spezielle Tablette und sein unbändiger Wille brachten den Turm von Tandil aber zurück ins Spiel. Es ist ein Comeback, das wunderbar zu seiner Karriere passt. Del Potro hat gelernt, allen Arten von Schwierigkeiten zu trotzen.
Sein sagenhafter Aufstieg, der 2009 im US-Open-Titel gipfelte, wurde durch Probleme an den Handgelenken jäh gestoppt. 2010 musste er sich am rechten operieren lassen, und zwischen 2014 und 2015 auch noch dreimal am linken, das bis heute viel Pflege in Anspruch nimmt – bis zu drei Stunden pro Tag. Die Probleme zwangen ihn nicht nur zu langen Pausen, sondern auch dazu, sein Spiel umzustellen.
«Die Vorhand und der Service sind noch gleich stark», bemerkte Federer zu den Veränderungen in del Potros Spiel, «aber mit der Rückhand spielt er viel mehr Slice.» Das hilft dem 28-Jährigen zwar, das linke Handgelenk zu schonen, ist aber ein Handicap. Gegen Thiem schlug er von der Grundlinie 16 Winner mit der Vorhand, aber nur einen mit der Rückhand. Wie gut del Potro heute im Viertelfinal gegen Federer zurechtkommt, wird auch von seiner physischen Verfassung abhängig sein. Er kündigte aber schon einmal an: «Ich weiss, wie ich spielen muss, um Federer zu schlagen.»