20 Minuten - Bern

Patient floh aus Klinik – Ehefrau entsetzt

MÜNSINGEN. Der Mann von Ursula S. ist laut ihr suizidgefä­hrdet. Doch trotz Einweisung konnte er die Klinik wieder verlassen. Das versteht S. nicht.

- NLA

Weil der Ehemann von Ursula S.* öfters von Suizid sprach, wurde er schon mehrere Male in die Psychiatri­e Münsingen eingewiese­n. Vor einigen Tagen tauchte er nur wenige Stunden nach seiner Einlieferu­ng wieder zu Hause auf. «Ich wurde erst drei Stunden nach der Rückkehr meines Mannes über sein Verschwind­en informiert», sagt Ursula S. Ihr Ehemann leide schon seit längerem an einer Persönlich­keitsstöru­ng. Es kam schon mehrere Male vor, dass ihr Mann nach Einweisung­en die Klinik verliess, ohne dass die Pfleger dies bemerkten. Sie kritisiert nun das Betreuungs­system und stellt die Sicherheit von suizidgefä­hrdeten Patienten in der Anstalt infrage.

Thomas Reisch, ärztlicher Direktor der Psychiatri­e Münsingen, erklärt: «Wenn jemand mit suizidalen Gedanken eingeliefe­rt wird, wird zuerst die effektive Gefährdung des Pa- tienten eingeschät­zt.» Sei die Lage nicht allzu fatal, habe der Betroffene ein Anrecht auf Ausgang. Sobald der Patient in Gesprächen als sicher erachtet werde, dürfe er das Zimmer eigenständ­ig verlassen. «Wir sind kein Gefängnis und haben auch keinen Sicherheit­strakt. Einsperren können wir hier niemanden über längere Zeit», sagt Reisch. «Befindet sich die Person hingegen in kritischem Zustand, gibt es eine zeitlich begrenzte Behandlung hinter verschloss­enen Türen.»

Nahe der Klinik verkehren Züge der SBB und BLS: «Begibt sich ein gefährdete­r Patient in Richtung Bahnhof, benachrich­tigen wir sofort die Transportu­nternehmen, sodass der Bahnverkeh­r rechtzeiti­g gestoppt werden kann», so Reisch.

*Name der Redaktion bekannt

 ?? WIKIPEDIA ?? Die Klinik Münsingen.
WIKIPEDIA Die Klinik Münsingen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland