«Notstand» – die Bauern fürchten um ihren Rosenkohl
BERN. Die weisse Fliege hat den Rosenkohl im Seeland befallen. Die Bekämpfung ist schwierig, weil die Schutzmittel nicht mehr zugelassen sind.
Bauer Reto Minder produziert im Berner Seeland Rosenkohl. Dieses Jahr wird seine Ernte vermutlich kleiner ausfallen als sonst. Der Grund dafür ist ein Schädling: die Kohlmottenschildlaus oder weisse Fliege, die sich wegen der warmen Temperaturen rasant vermehrt hat. «Wir haben einen aussergewöhnlich hohen Befall», sagt David Brugger vom Schweizer Bauernverband. Er spricht gar von einem «Notstand».
Ein Grund: Der Bund hat dieses Jahr das wirksamste Schutzmittel gegen die weisse Fliege zurückgezogen. Brugger vermutet, dass sich die Produktion darum ins Ausland verlagern könnte. Davon will Minder nichts wissen: «Es kann nicht das Ziel sein, die Produkte zu importieren. Damit schieben wir die Verantwortung ab.» Als mögliche Lösung schlägt er vor, dass Konsumenten und Detailhändler toleranter sind. Die Fliegen, die mit dem Rosenkohl im Ladenregal landen, könne man leicht abwaschen.
Der Bundesrat verabschiedete kürzlich einen Aktionsplan, mit dem er das von Schutzmit- teln ausgehende Risiko reduzieren will. Lutz Collet vom landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve prognostiziert, dass es im Zusammenspiel mit dem Klimawandel künftig vermehrt zu solchen Befällen kommen kann. Es brauche eine Diskussion darüber, wie Konsumentenansprüche und der Einsatz von Schutzmitteln abgewogen werden sollen.