Die Nacht-Nanny hilft
Braucht sie nun die Hilfe einer Fremden oder nicht? Charlize Theron in einer mutigen Paraderolle als Mutter.
Marlo (Charlize Theron) hat gerade ihr drittes Kind zur Welt gebracht, als ihr Bruder Craig (Mark Duplass) ihr ein besonderes Geschenk macht: eine sogenannte Night Nanny, die sich nachts um die Kinder kümmert. Die Hilfe einer Fremden annehmen? Marlo ist zunächst skeptisch. Als die Mutter aber ans Limit gerät und die Hilfe der ebenso schlauen, schlagfertigen wie fast schon seelenverwandten Tully (Mackenzie Davis) annimmt, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den zwei Frauen.
Die «Juno»- und «Young Adult»-Autorin Diablo Cody hat es sich zur Aufgabe ge- macht, Frauenrollen zu schreiben, die sie so noch nicht gesehen hat. Tatsächlich liegt ein Melodrama über die postpartale Depression einer dreifachen Mutter nicht eben auf der Hand. Aber dank der mutigen, glaubwürdigen und gekonnten Verkörperung der Hauptfigur durch die «Monster»-Oscarpreisträgerin Charlize Theron wirkt «Tully» mit voller Wucht.
Die eigentliche Schlüsselfigur ist die Nacht-Nanny Tully, die ähnlich einer modernen Mary Poppins der gestressten Mutter Marlo auch in Lebensbereichen hilft, die weit über die Kinderbetreuung hinausgehen. Tully wird so immer mehr zu einer sehr guten Freundin, wie sie Marlo so dringend nötig hat. Dranbleiben lohnt sich, denn im letzten Filmdrittel serviert der «Up in the Air»-Regisseur Jason Reitman eine Überraschung, die neben dem Muttersein ein weiteres Thema (Stichwort: Meerjungfrau) beleuchtet, das Mütter und Väter gleichermassen betrifft und die vorangegangenen Szenen in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.