«Klassenchat-Verbot ist realitätsfremd»
ZÜRICH. Weil Whatsapp das Mindestalter erhöht hat, schliessen viele Schulen Klassenchats. Datenschützer wollen die App im Schulzimmer ganz verbieten.
ZÜRICH. Unkomplizierte Whatsapp-Fragen an den Lehrer zu Hausaufgaben oder letzte Infos an die Klasse: Damit ist bald Schluss. Schulen löschen ihre Whatsapp-Klassenchats, da der Dienst kürz- lich das Mindestalter auf 16 Jahre erhöht hat. Auch der Zürcher Datenschützer will Klassenchats verbieten. Das sei «realitätsfremd», sagt hingegen Anwalt Martin Steiger.
Schulen schliessen ihre WhatsappKlassenchats. Der Dienst hat vor dem Hintergrund der neuen EUDatenschutzverordnung (DSGVO) das Mindestalter auf 16 Jahre erhöht. Laut der «SonntagsZeitung» satteln Schulen nun auf EMail oder SMS um. Zwar gilt die Verordnung für die Schweiz nicht direkt, das neue Mindestalter gilt aber auch hierzulande.
Daniel Kachel, Präsident des Verbands Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich, sagt zu 20Minuten: «Wenn diese Massnahme Missbräuche verhindern soll, halte ich sie für blauäugig.» Whatsapp werde auch weiterhin von unter 16Jährigen genutzt. «Wir haben diese Technologien. Es ist auch Aufgabe der Schulen, den Umgang damit zu lehren.» Wer weiterhin Whatsapp nutzt und unter 16 Jahre alt ist, verstösst gegen die Nutzungsbedingungen. Aber: «Strafbar macht man sich damit sicher nicht», sagt Anwalt Martin Steiger zu 20 Minuten. Whatsapp wolle keine Jugendlichen ausschliessen, sondern auf Nummer sicher gehen. Mit Einwilligung der Eltern ist die Nutzung weiterhin möglich.
Der Zürcher Datenschutzbeauftragte Bruno Baeriswyl schreibt in einem Merkblatt, die Nutzung von Whatsapp durch Lehrer für Klassenchats sei nach Schweizer Recht unzulässig. «Das halte ich insgesamt für realitätsfremd und wenig zielführend», sagt dagegen Steiger. «Whatsapp wird von Jugendlichen stark genutzt und ist standardmässig verschlüsselt. Die DatenschutzProbleme existieren wiederum auch bei vielen anderen Apps.» Der Zürcher Datenschützer begründet die Unzulässigkeit des WhatsappEinsatzes damit, dass die App Daten aus den Adressbüchern der Nutzer sammle.