Kanye West leidet unter einer bipolaren Störung
Auf seinem neuen Album «Ye » rappt Yeezus offen über seine psychischen Probleme.
Es gibt zwei Arten von Menschen: diejenigen, die Kanye West für ein Genie halten, und diejenigen, die falsch liegen. Was den US-Rapper ausmacht, ist, dass er stets auf Erwartungen pfeift und Konventionen bricht, ohne mit der Wimper zu zucken. Diesen
Hang zur Unberechenbarkeit beweist er auch auf seinem achten Langspieler «Ye».
Nach einem Nervenzusammenbruch, der zum Abbruch seiner letzten Tour führte, landete West in der psychiatrischen Klinik. Diagnose: bipolare Störung. Nach der Therapie zog sich der 40-Jährige zurück in die Einsamkeit Wyomings und schuf dort das neue Werk. Seine Krankheit bezeichnet er darauf nicht etwa als Last, sondern als «superpower» («Yikes»). Ausserdem denkt er laut darüber nach, seine Ehefrau Kim Kardashian zu betrügen («All Mine»), und beichtet seine Unsicherheit im Umgang mit den Medien («Wouldn’t Leave»).
So viel Selbstkritik hätte niemand vom vermeintlich narzisstischsten Rapper unserer Zeit erwartet. Diese intros- pektive Ehrlichkeit in Kombination mit den verhältnismässig sanften Arrangements macht «Ye» zu einem fast schon meditativen Werk. Trotzdem hat Kanye seinen Humor nicht ganz verloren, wie man an Zeilen wie «Ich liebe deine Brüste, denn sie beweisen, dass ich mich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren kann» erkennt. «Ye» zeigt einen neuen, geläuterten Kanye, was seine Fangemeinde einmal mehr spalten wird. Selbst mit einem versöhnlichen Werk polarisiert Kanye, und genau das macht ihn zum Genie.