20 Minuten - Bern

Kanye West leidet unter einer bipolaren Störung

Auf seinem neuen Album «Ye » rappt Yeezus offen über seine psychische­n Probleme.

- NEIL WERNDLI

Es gibt zwei Arten von Menschen: diejenigen, die Kanye West für ein Genie halten, und diejenigen, die falsch liegen. Was den US-Rapper ausmacht, ist, dass er stets auf Erwartunge­n pfeift und Konvention­en bricht, ohne mit der Wimper zu zucken. Diesen

Hang zur Unberechen­barkeit beweist er auch auf seinem achten Langspiele­r «Ye».

Nach einem Nervenzusa­mmenbruch, der zum Abbruch seiner letzten Tour führte, landete West in der psychiatri­schen Klinik. Diagnose: bipolare Störung. Nach der Therapie zog sich der 40-Jährige zurück in die Einsamkeit Wyomings und schuf dort das neue Werk. Seine Krankheit bezeichnet er darauf nicht etwa als Last, sondern als «superpower» («Yikes»). Ausserdem denkt er laut darüber nach, seine Ehefrau Kim Kardashian zu betrügen («All Mine»), und beichtet seine Unsicherhe­it im Umgang mit den Medien («Wouldn’t Leave»).

So viel Selbstkrit­ik hätte niemand vom vermeintli­ch narzisstis­chsten Rapper unserer Zeit erwartet. Diese intros- pektive Ehrlichkei­t in Kombinatio­n mit den verhältnis­mässig sanften Arrangemen­ts macht «Ye» zu einem fast schon meditative­n Werk. Trotzdem hat Kanye seinen Humor nicht ganz verloren, wie man an Zeilen wie «Ich liebe deine Brüste, denn sie beweisen, dass ich mich auf zwei Dinge gleichzeit­ig konzentrie­ren kann» erkennt. «Ye» zeigt einen neuen, geläuterte­n Kanye, was seine Fangemeind­e einmal mehr spalten wird. Selbst mit einem versöhnlic­hen Werk polarisier­t Kanye, und genau das macht ihn zum Genie.

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GETTY Niemand hätte von Kanye (40) so viel Selbstkrit­ik wie auf seinem neuen Album «Ye» erwartet.

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