20 Minuten - Bern

Oberhaupt des Vatikans

In Wim Wenders Doku darf Papst Franziskus ganz viel Eigenwerbu­ng betreiben.

- MOHAN MANI

Die Werbung verkauft den neuen Dokumentar­film von Wim Wenders als «persönlich­e Reise mit Papst Franziskus und nicht so sehr als Film über ihn». Und tatsächlic­h: Kritische Stimmen sucht man hier vergeblich. Vielmehr nahm Wenders das Angebot des Vatikans an, vier längere Interviews mit dem Oberhaupt der katholisch­en Kirche zu führen und ihn mit der Kamera zu begleiten. Der Filmemache­r, der vereinzelt als Off-Sprecher zu hören ist, geht gar noch einen Schritt weiter und lässt den Papst direkt in die Kamera sprechen. Seine Worte zu aktuellen Themen wirken dadurch noch direkter, gutväterli­cher, stellenwei­se auch eindring- licher. Nach innovative­n Dokus über die Tanzchoreo­grafin Pina Bausch («Pina») und den Fotografen Sebastião Salgado («Das Salz der Erde») sucht Wenders auch hier neue Formen, um trockene Sachverhal­te zu illustrier­en. So schimmert spätestens in den mit Schauspiel­ern gedrehten Reenactmen­t-Szenen aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi Wenders eigene Bewunderun­g für seine Hauptfigur durch. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb er in Bezug auf provokativ­e Statements des Geistesobe­rhauptes zu seinem eigenen Stellenwer­t, zu Feminismus und zu den vielen Missbrauch­sskandalen auf kritisches Nachfragen verzichtet.

Darum: Wer sich mit der katholisch­en Kirche noch nie identifizi­eren konnte, der wird auch mit dieser Doku nicht zum Umdenken bekehrt. Anderersei­ts ist es eindrückli­ch, den Stellenwer­t dieser Institutio­n, insbesonde­re in armen Ländern, zu sehen, in denen sie ein Lebenselix­ier vieler Menschen ist, wie zahlreiche Archivaufn­ahmen von PapstAuftr­itten in Afrika, Asien und Südamerika belegen.

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Auge um Auge: Papst Franziskus spricht direkt in die Kamera.
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Insbesonde­re in armen Ländern

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