Oberhaupt des Vatikans
In Wim Wenders Doku darf Papst Franziskus ganz viel Eigenwerbung betreiben.
Die Werbung verkauft den neuen Dokumentarfilm von Wim Wenders als «persönliche Reise mit Papst Franziskus und nicht so sehr als Film über ihn». Und tatsächlich: Kritische Stimmen sucht man hier vergeblich. Vielmehr nahm Wenders das Angebot des Vatikans an, vier längere Interviews mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche zu führen und ihn mit der Kamera zu begleiten. Der Filmemacher, der vereinzelt als Off-Sprecher zu hören ist, geht gar noch einen Schritt weiter und lässt den Papst direkt in die Kamera sprechen. Seine Worte zu aktuellen Themen wirken dadurch noch direkter, gutväterlicher, stellenweise auch eindring- licher. Nach innovativen Dokus über die Tanzchoreografin Pina Bausch («Pina») und den Fotografen Sebastião Salgado («Das Salz der Erde») sucht Wenders auch hier neue Formen, um trockene Sachverhalte zu illustrieren. So schimmert spätestens in den mit Schauspielern gedrehten Reenactment-Szenen aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi Wenders eigene Bewunderung für seine Hauptfigur durch. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb er in Bezug auf provokative Statements des Geistesoberhauptes zu seinem eigenen Stellenwert, zu Feminismus und zu den vielen Missbrauchsskandalen auf kritisches Nachfragen verzichtet.
Darum: Wer sich mit der katholischen Kirche noch nie identifizieren konnte, der wird auch mit dieser Doku nicht zum Umdenken bekehrt. Andererseits ist es eindrücklich, den Stellenwert dieser Institution, insbesondere in armen Ländern, zu sehen, in denen sie ein Lebenselixier vieler Menschen ist, wie zahlreiche Archivaufnahmen von PapstAuftritten in Afrika, Asien und Südamerika belegen.