Lehrerin im Nikab liest Schülern aus Koran vor
BERN. Eine Lehrerin ist im Nikab zum Unterricht erschienen. Sie wollte so den Schülern den Islam näher bringen.
«Sie kam ohne Ankündigung voll verschleiert in die Klasse und begann, aus dem Koran vorzulesen», heisst es aus der Schülerschaft der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (Gibb). Gestern überraschte eine Lehrerin im Fach Allgemeinbildung rund zwanzig Schüler mit ihrem ungewöhnlichen Auftritt. «Sie meinte es ernst. Es ging darum, den Koran als gut darzustellen», so die Version aus Schülersicht. Die Lehrerin habe aus dem Buch vorgelesen und rund zwanzig Minuten lang «Gebetsmusik» laufen lassen. Viele Schüler hätten sich über die Aktion geärgert. «So was gehört sich meiner Meinung nach nicht und sollte nicht toleriert werden.»
Daniel Hurter, stellvertretender Direktor der Schule, stellt die Situation anders dar: Im Unterricht sei es um die kulturelle Vielfalt gegangen. Die Klasse habe das Buch «Drachenläufer» des afghanisch-amerikanischen Autors Khaled Hosseini gelesen. «Einzelne Aspekte wurden dann thematisiert, etwa die Geschichte Afghanistans oder der Taliban. Gestern ging es um den Islam», so Hurter. Die Lehrerin – sie sei nicht Muslimin – habe das Klassenzimmer kurz verlassen und sei im Nikab zurückgekehrt. «Die Schüler haben sie natürlich gleich erkannt und sich gefreut, dass sie so aktiv an das Thema herangeht», sagt Hurter. Die Reaktionen seien ausschliesslich positiv gewesen, in der Klasse gebe es auch drei Musliminnen. «Die Schulleitung unterstützt einen solchen realitätsnahen und Eindruck hinterlassenden Unterricht.» Man werde jedoch nochmals das Gespräch mit der Klasse suchen.