Kein EU-Hafen will Rettungsschiff aufnehmen
BERLIN. Ein deutsches Rettungsschiff wartet seit Tagen auf die Einfahrt in einen EU- Hafen. Europa schaue zu — während die Menschen an Bord der Lifeline « dahinvegetieren » würden.
Die Lage auf dem deutschen Rettungsschiff Lifeline spitzt sich zu. Das Schiff mit 234 Bootsflüchtlingen an Bord befindet sich immer noch in Warteposition, die Besatzung wartet darauf, in einen EUHafen einlaufen zu können. Malta und Italien hatten bereits am Samstag dem Schiff das Anlaufen eines Hafens verweigert, gestern lehnte auch Spanien die Aufnahme des Rettungsschiffes ab.
Der Mitbegründer der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline, Axel Steier, kritisierte gestern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP, dass die 30 Meter lange Lifeline «vor einem entwickelten Land liegt, und Europa guckt zu, wie die Leute auf dem Boot dahinvegetieren». Steier hob hervor, dass die Flüchtlinge – unter ihnen 14 Frauen und vier Kinder unter drei Jahren – allesamt «Schlimmes erlebt» hätten und dringend Hilfe benötigten.
Der Obmann der Linksfraktion im Menschenrechtsausschuss des Bundestages, Michel Brandt, kritisierte den Umgang mit der Lifeline scharf. «Behörden von Italien und Malta bekämpfen Geflüchtete und Seenotretter wie Kriminelle», erklärte Brandt. «Die Festung Europa wehrt Menschenrechte ab.» Brandt rief die deutsche Bundesregierung auf, eine Aufnahme der Flüchtlinge auf der Lifeline zu ermöglichen und die Seenotretter zu unterstützen.
Die Flüchtlinge auf der Lifeline waren am Mittwoch nahe der libyschen Küste aufgenommen worden. Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte ankündigt, keine Schiffe von Hilfsorganisationen mit Migranten mehr in italienische Häfen zu lassen. Der Politiker der Lega-Partei bezeichnete die geretteten Flüchtlinge auf Facebook zudem als «Menschenfleisch».