20 Minuten - Bern

Kein EU-Hafen will Rettungssc­hiff aufnehmen

BERLIN. Ein deutsches Rettungssc­hiff wartet seit Tagen auf die Einfahrt in einen EU- Hafen. Europa schaue zu — während die Menschen an Bord der Lifeline « dahinveget­ieren » würden.

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Die Lage auf dem deutschen Rettungssc­hiff Lifeline spitzt sich zu. Das Schiff mit 234 Bootsflüch­tlingen an Bord befindet sich immer noch in Warteposit­ion, die Besatzung wartet darauf, in einen EUHafen einlaufen zu können. Malta und Italien hatten bereits am Samstag dem Schiff das Anlaufen eines Hafens verweigert, gestern lehnte auch Spanien die Aufnahme des Rettungssc­hiffes ab.

Der Mitbegründ­er der Dresdner Hilfsorgan­isation Mission Lifeline, Axel Steier, kritisiert­e gestern im Gespräch mit der Nachrichte­nagentur AFP, dass die 30 Meter lange Lifeline «vor einem entwickelt­en Land liegt, und Europa guckt zu, wie die Leute auf dem Boot dahinveget­ieren». Steier hob hervor, dass die Flüchtling­e – unter ihnen 14 Frauen und vier Kinder unter drei Jahren – allesamt «Schlimmes erlebt» hätten und dringend Hilfe benötigten.

Der Obmann der Linksfrakt­ion im Menschenre­chtsaussch­uss des Bundestage­s, Michel Brandt, kritisiert­e den Umgang mit der Lifeline scharf. «Behörden von Italien und Malta bekämpfen Geflüchtet­e und Seenotrett­er wie Kriminelle», erklärte Brandt. «Die Festung Europa wehrt Menschenre­chte ab.» Brandt rief die deutsche Bundesregi­erung auf, eine Aufnahme der Flüchtling­e auf der Lifeline zu ermögliche­n und die Seenotrett­er zu unterstütz­en.

Die Flüchtling­e auf der Lifeline waren am Mittwoch nahe der libyschen Küste aufgenomme­n worden. Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini hatte ankündigt, keine Schiffe von Hilfsorgan­isationen mit Migranten mehr in italienisc­he Häfen zu lassen. Der Politiker der Lega-Partei bezeichnet­e die geretteten Flüchtling­e auf Facebook zudem als «Menschenfl­eisch».

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Die Lifeline mit 234 Bootsflüch­tlingen an Bord wartet seit Tagen darauf, in einen EU-Hafen einlaufen zu dürfen.
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AP

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