«Was arbeitet ihr schon?» – eine Lehrerin kontert
ZÜRICH. Dass Lehrer mehr Lohn wollen, passt vielen nicht. Eine Lehrerin kontert kritische Leserkommentare.
Die zu tiefen Saläre der Lehrer machten den Beruf unattraktiv, sagte Franziska Peterhans vom Lehrerdachverband. Damit löste sie eine Kontroverse aus. Leser reagierten mit über 2000 Kommentaren. Einige stempeln Lehrer als faule Jammerlappen ab – ein maximaler Jahreslohn von 119586 Franken für Primarlehrer rechtfertige keine höheren Löhne. Lehrer dagegen behaupten, weniger zu verdienen. Auch die Aargauer Primarlehrerin Eliane Voser kämpft für höhere Löhne. So kontert sie die Kritik:
Wow, rund 120 000 Franken Jah- reslohn – und das ist zu wenig?
In den ersten zehn Berufsjahren gibt es im Kanton Aargau praktisch keinen Lohnanstieg. Hier erreichen Primarlehrpersonen einen Bruttolohn von 120000 Franken erst ganz am Ende ihrer Karriere.
Ich könnte als Pflegefachfrau mit 5600 Fr. im Monat und der grossen Verantwortung auch mehr Lohn verlangen. Aber ich mache meinen Job nicht wegen des Geldes!
Da auch im Lehrerberuf vor allem Frauen arbeiten, sind die Löhne tiefer, was ungerecht ist. Trotzdem übe auch ich meinen Beruf mit Leib und Seele aus! Vielen Menschen scheint aber nicht bewusst zu sein, wie anspruchsvoll unser Alltag ist. Es ist Multitasking hoch 20. Ein Beispiel: Ich habe Pausenauf- sicht, verarzte dabei ein paar Kinder, kehre ins Klassenzimmer zurück und treffe auf ein Kind, das ein Problem hat, weil es sich mit einem Gspänli gestritten hat. Der Rest der Klasse wartet ungeduldig. Dann kommt ein anderes Kind mit einem Problem – und vielleicht taucht auch noch ein Mami mit einem Anliegen auf.
Lehrer haben viel Ferien und können sich viel Zeit selber einteilen.
Wir haben nicht mehr Ferien als andere. Die Zeit können wir uns nur noch in der unterrichtsfreien Zeit einteilen, also in den Ferien. Zusätzlich leisten wir Erhebungen zufolge rund drei Wochen unbezahlte Überstunden.
Was arbeitet ein Lehrer schon? Letzte Woche arbeitete ich 62 Stunden. Mit einer 42-Stunden-Woche kommt man nicht mehr durch. Mit den Reformen prasselt sehr viel Neues und Anspruchsvolles auf uns ein. Es wird erwartet, dass wir die Kinder individuell fördern und in allen Bereichen zusätzliche Lerninhalte bieten.
Bestimmt gibt es überall, auch unter den Lehrern, «faule Eier». Der grösste Teil der Lehrpersonen ist aber engagiert. Wer einen guten Unterricht leisten will, muss diesen auch bei wiederkehrenden Themen laufend der aktuellen Zeit und der Klasse anpassen. Mein Unterricht ändert sich von Jahr zu Jahr.