«Kokain-Legalisierung wäre die Lösung»
BOGOTA. Der weltweite Kokainkonsum hat schwere Folgen für Kolumbien. Aktivistin Luz Caicedo schildert, welche.
Frau Caicedo, ein grosser Teil des Kokains in der Schweiz stammt aus Kolumbien. Was bedeutet der weltweite Konsum für das Land?
Das Problem ist, dass Kokain als illegale Droge gilt. Alles, was mit Kokain zu tun hat, ist verboten und wird polizeilich verfolgt. Das führt zu Gewalt. Zudem werden Koka-Anbaugebiete mit Gift aus der Luft besprüht. Die Bauern pflanzen aber nicht nur Koka an, sondern auch Gemüse, von dem sie sich ernähren.
Warum verzichten die Bauern nicht auf den Koka-Anbau?
Es gibt Projekte, um den KokaAnbau, etwa durch Kaffee, Ba- nanen oder Kakao, zu ersetzen. 2017 erklärten sich Dutzende Koka-Anbauer dazu bereit, obwohl sie weniger verdienen, aber in der Hoffnung, dass dafür Frieden einkehrt. Doch es wurden 38 Landarbeiter ermordet. Offenbar wollten Drogenbanden ein Zeichen setzen
Was bringt der Anbau von Koka einer Bauernfamilie?
Sie verdient fünf- bis zehnmal mehr als bei anderen Produkten. Die Blätter lassen sich einfach lagern und transportieren. Viele Landarbeiter konnten dank Koka-Anbau ihre Kinder zur Universität schicken. Ausserdem lässt sich Koka bis zu dreimal im Jahr ernten.
Aus der Netflix-Serie «Narcos» kennt man die Geschichte von Drogenboss Pablo Escobar. Wie sieht die Realität heute aus?
Als die Behörden Escobar töteten, glaubten sie, das Problem mit den Kartellen sei beendet. Das Gegenteil ist passiert: Escobars Macht wurde auf 20 neue Bosse verteilt, die seither um das Kokaingeschäft kämpfen.
Was wäre die Lösung?
Die Legalisierung von Kokain. Würde man die Produktion regulieren, würden die Bauern zu besseren Konditionen arbeiten, es gäbe weniger Gewalt und Korruption. Zudem erhielten die Konsumenten ein pharmakologisch kontrolliertes Produkt.
Die Aktivistin Luz Piedad Caicedo nimmt heute um 19 Uhr an der Swissaid-Diskussion zum Thema im Kraftwerk Zürich teil.
Der Eintritt ist frei.