Die WM in Russland hat die ganze Nation wach geküsst
MOSKAU. Russland befindet sich seit zwei Wochen im Rausch. Die Adlerelf beflügelt vor dem Achtelfinal auch das Volk.
Die Fussball-WM und die Auftritte der eigenen Mannschaft wirken bisher wie eine Art hypnotische Droge auf die Menschen in Russland. Sie zittern, hüpfen, jubeln und fallen sich bei jedem Tor in die Arme. Auch das 0:3 gegen Uruguay schmä- lerte den Stolz nicht. Denn gleich zum Start der WM eroberte die Sbornaja die Herzen der Nation. Die Euphorie um das Team von Trainer Tschertschessow ist so gross, dass viele glauben, der Höhenflug der Adlerelf könnte über den Achtelfinal am Sonntag gegen Spanien hinausgehen.
32 Jahre ist es her, seit die Auswahl der damaligen Sowjetunion sich an einer WM für die K.-o.-Phase qualifizierte. Mit dem Zerfall der UdSSR bröckel- te auch die Qualität des Nationalteams. Vor dieser WM konnte Russland die letzten sieben Spiele nicht gewinnen, und sie ging mit der schlechtesten Platzierung aller Mannschaften im Fifa-Ranking in das Turnier. Folglich waren eine Woche vor Anpfiff in Moskau nicht nur die Temperaturen im Keller.
Dagegen stieg im krisengeschüttelten Land das Unverständnis über das milliardenschwere Klotzen beim Bau der Stadien. Dass dabei auch die allgemeine Infrastruktur in den Städten verbessert wurde, dämpfte den Unmut zwar ein wenig, wie Katzen schnurrten aber nur die grossen Baulöwen. Seit den Siegen gegen Saudiarabien und Ägypten wurde die Nation jedoch aus dem sportlichen Tiefschlaf gerissen. Wach geküsst hat das Land aber nicht nur die eigenen Elf, es ist auch das WM-Fieber der Fans aus aller Welt, die den Sommer in Russland noch heisser machen.