Gaswerk-Besetzer wollen Utopie leben
BERN. Gestern haben Aktivisten das GaswerkAreal besetzt. Der Eigner und das Besetzer- Kollektiv planen Gespräche.
Das Gaswerkareal in der Stadt Bern ist seit gestern besetzt. «Besetzt und belebt» steht dort auf einem Transparent, diverse Zelte stehen auf dem mit Stacheldraht umzäunten Areal, und es wird eifrig gebaut. Ein Kollektiv namens Anstadt hat sich in der Nacht auf Donnerstag dort niedergelassen. Die Gruppe will eine «Utopiestadt ohne Profit und Miete, dafür mit viel Kreativität und Narrenfreiheit» aufbauen, wie sie mitteilt. Auch konkrete Projekte haben sich die Besetzenden schon für ihre «Stadt» ausgedacht: eine Tausch- und Leihwerkstatt, ein Nähatelier und ein Bootskafi.
Besitzer des Areals ist der Stadtberner Energieversorger EWB. «Gespräche werden stattfinden», sagte Alexandra Jäggi von EWB. Auch das Kollektiv habe sich für Gespräche bereit erklärt. Die Stadt Bern plant, das Gaswerkareal zu überbauen. In einigen Jahren soll dort ein lebendiges Quartier unter anderem mit gemeinnützigem Wohnraum entstehen. Baubeginn ist aber frühestens 2021.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Berner Gaswerkareal alternative Wohnformen beherbergt. In den 80er-Jahren liess sich dort die Gemeinschaft Zaffaraya nieder. Diese war aus der Berner Alternativszene rund um das 1982 geschlossene Autonome Jugendzentrum Zaff hervorgegangen. 1987 wurde die Hüttensiedlung in einem umstrittenen Polizeieinsatz geräumt. Heute steht sie beim Neufeld.