Nato-Staaten zittern vor dem Gipfel mit Donald Trump
BRÜSSEL. Sorge bei den Nato- Partnern: Wird der US- Präsident die Schutzgarantie für Europa an Bedingungen knüpfen?
Vor dem heute in Brüssel beginnenden Gipfeltreffen der Nato-Staaten hat US-Präsident Donald Trump kritisiert, dass viele europäische Mitglieder der Nordatlantischen Allianz zu wenig Geld für die gemeinsame Verteidigung ausgeben. Die Regierungen der betroffenen Staaten fürchten nun, Trump könnte diesen Missstand zum Anlass nehmen, an Amerikas Schutzgarantie für Europa zu rütteln.
Auf das drohende Zerwürfnis spielte Trump gestern vor seiner Abreise an. Der US-Präsident wird nach Brüssel London besuchen, dann in Hel- sinki mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin zusammenkommen. «Von allen Treffen», so Trump, «könnte das mit Putin das einfachste werden.» Stein des Anstosses für Trump sind die niedrigen Militärbudgets der Nato-Mitglieder. Während die USA 3,57 Prozent ihres Bruttosozialprodukts (BSP) für Verteidigung ausgeben, übertreffen nur Griechenland, Grossbritannien und Estland den vereinbarten Mindestanteil von 2 Prozent. Verärgert ist Trump vor allem über Deutschland, das bloss 1,24 BSP-Prozent ausgibt und gleichzeitig
im Handel mit den USA einen riesigen Überschuss erzielt. Nach amerikanischen Medienberichten prüft das Pentagon, wie und zu welchen Kosten die Zahl von gegenwärtig 35000 US-Aktivsoldaten in Europa verringert werden kann. Die US-Botschafterin bei der Nato dementiert jedoch, dass ein Abbau überhaupt diskutiert werde. Was stimmt, wissen die Nato-Partner nicht – für sie ist Trump unberechenbar.