Deutsche IS-Braut will mit 7 Kindern heim
QAMISHLI. Sie erfüllte drei Jahre ihre Aufgabe als « Gebärmaschine » im Islamischen Staat. Jetzt will die hochschwangere Deutsche heim.
Selena S.* (35) aus Stuttgart sitzt seit Dezember in einem geschlossenen Camp in Nordsyrien. Die Deutsche mit serbischem Pass war mit zwei IS-Kämpfern verheiratet, hat sechs Kinder – das siebte kommt bald zur Welt.
Nach einer ersten gescheiterten Ehe und drei Kindern heiratet Selena wieder – einen Bosnier – und bringt ein viertes Kind zur Welt. Ihr Mann mag Deutschland nicht. Er reist in die Türkei. «Er suchte dort Arbeit», erzählt Selena 20 Minuten. «Dann rief er an und sagte, ich müsse mit den Kindern zu ihm kommen. Doch statt im Hotel zu bleiben, fuhren wir stundenlang weiter.» Sie erreichten Raqqa schliesslich im Januar 2014.
Hatte sie mit ihrem Mann nie über den IS geredet? «Er hat schon mit mir darüber gesprochen, aber ich verstand das nicht. Oder ich wollte es nicht verstehen, weil es viel zu streng war», sagt sie. Der IS hat zu diesem Zeitpunkt gerade die irakische Stadt Falluja erobert und verfügt über 10 000 bis 20 000 Kämpfer. Einer davon ist Selenas Mann.
Sie habe gleich nach der Ankunft zurück nach Deutschland gehen wollen. Dreimal habe sie zu fliehen versucht, behauptet sie. «Aber man kommt dort nicht raus, verstehen Sie?» Fünf Monate nach Selenas Ankunft in Raqqa ruft IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi sein «Kalifat» aus. Sie ist schwanger mit ihrem fünften Kind – und ihr Mann fällt im Kampf bei Manbij. «Da sass ich dann allein da.»
Die Deutsche kommt in ein Frauenhaus. Sechs Tage nach der Geburt ihres fünften Kin- des heiratet sie den syrischen IS-Kämpfer Haleb (45). «Ich wollte nur raus aus dem Frauenhaus, ich heiratete den Erstbesten.» Sie ziehen nach Hajin, bis heute eine IS-Hochburg in der Region Deir ez-Zor, nahe der irakisch-syrischen Grenze. Selena gebärt ein sechstes Kind, ist längst «Gebärmaschine» und «SoldatenZulieferin» für die Terrormiliz.
Während zwei Jahren lebt die Familie je nach Halebs Fronteinsätzen in Hajin, Raqqa und kleineren Dörfern. Als die Deutsche mit ihrem siebten Kind schwanger ist, fällt der Ehemann in der Wüste bei Hama. Es ist November 2017. Der IS hat seine grossen Gebiete verloren. «Der Kalif befahl, dass wir Frauen nach Idlib fahren müssen», erzählt die Deutsche.
So weit kommt es nicht, Selena und die Kinder werden von kurdischen Kämpfern aufgegriffen und landen in einem IS-Frauen-Camp in der Nähe von Qamishli. «Ich will nur weg von hier.» Sie verstehe, dass sie in ihrem Heimatland nicht erwünscht sei. «Ich bin für viele Leute wohl eine Verbrecherin, weil ich unter dem IS lebte.»
Vor allem wegen ihrer Kinder bereut Selena, nach Syrien gereist zu sein. «Die drei Jahre unter dem IS – dafür können sie nichts. Sie brauchen eine Chance.»