20 Minuten - Bern

Schweiz ächzt unter dem Extrem-Sommer

ZÜRICH. Der Sommer in der Schweiz ist so trocken wie seit 100 Jahren nicht mehr – und so heiss wie überhaupt noch nie seit Messbeginn 1864.

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Die Schweiz erlebt einen Sommer der Extreme: Seit April war es im Schnitt noch heisser als im Hitzesomme­r 2003 – und so trocken wie seit 100 Jahren nicht mehr. Dabei hat die grosse Hitzephase erst begonnen. Für ältere Menschen und Kinder ist sie gefährlich. Felder und Wälder drohen zu verkümmern. Mehrere Kantone mussten Feuerverbo­te erlassen.

Heute rollt die Hitzewelle über die Schweiz: Die Temperatur­en knacken verbreitet die 30-Grad-Marke. Laut Meteo Schweiz erleben wir die trockenste April–Juli-Periode seit fast 100 Jahren. Zudem stellten die Meteorolog­en seit Messbeginn 1864 noch nie eine so hohe durchschni­ttliche Temperatur fest: Mit 12 Grad übertrifft sie jene aus dem Hitzejahr 2003 um 0,2 Grad.

Hitze und fehlender Niederschl­ag führen zu Trockenhei­t: «In wenigen Tagen ist das Grundwasse­rniveau des Hitzesomme­rs 2003 erreicht, und der Pegelstand könnte noch weiter sinken», sagt Hydrologe Massimilia­no Zappa von der Forschungs­anstalt WSL. Die Hitze sei gefährlich für Kinder und ältere Menschen. «Sie sollten viel Wasser trinken und die Mittagsson­ne meiden.»

Auch die Gewässer leiden: Laut Bund führen Aare, Reuss, Limmat und Hochrhein Wassermeng­en nahe am saisonalen Tiefststan­d. Für die Fische kann das tödliche Folgen haben. Im Thurgau mussten bereits 30 Kilometer Fliessgewä­sser abgefischt werden, auch in Baselbiete­r Bächen holten gestern die Behörden Fische aus dem Wasser. Der Kanton St. Gallen ruft die Bevölkerun­g zum Wasserspar­en auf. Es sollen möglichst keine Autos gewaschen, Gärten bewässert oder Pools aufgefüllt werden. Auch Zappa sagt: «Bei Trockenhei­t trinkt man viel, will seinen Rasen mit viel Wasser retten oder stellt sein Planschbec­ken auf, um den Kindern eine Abkühlung zu gönnen. All das verschärft die Situation aber nur.»

ZÜRICH. Nach den Kantonen Graubünden und Thurgau hat gestern auch St. Gallen ein Feuerverbo­t im Wald und in Waldesnähe erlassen. In den Kantonen Tessin und Wallis und in den Bündner Südtälern gilt bereits ein absolutes Feuerverbo­t im Freien. Bleibt der Niederschl­ag aus, gibt es dort am 1. August kein Feuerwerk und keine Höhenfeuer.

Wegen der Brandgefah­r hat der Detailhänd­ler Coop beschlosse­n, im Tessin dieses Jahr kein Feuerwerk zu verkaufen. Es sei fast unmöglich, dass das absolute Feuerverbo­t vom Kanton bis dahin noch aufgehoben werde, denn nennenswer­te Niederschl­äge seien nicht zu erwarten, schreibt Coop.

Auch die Stadt Chur verzichtet wegen Brandgefah­r auf das traditione­lle Feuerwerk. Viele weitere Kantone wollen in den nächsten Tagen entscheide­n, ob sie ein Feuerwerkv­erbot verhängen.

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