Wawrinka exklusiv: Der schwierige Weg zurück
ZÜRICH. Elf Monate nach seinen Knie- OPs sieht sich Stan Wawrinka auf gutem Weg zu alter Stärke.
Vor drei Wochen scheiterten Sie in Wimbledon in Runde 2. Wie hat Ihr Programm seither ausgesehen?
Ich nahm ein paar Tage frei, um mich zu erholen. Nun bin ich seit über zehn Tagen wieder im Training. In erster Linie habe ich an der Fitness gearbeitet, dazu ein bisschen Tennis gespielt. Nächste Woche kehre ich in Washington auf die Tour zurück.
Mit welchem Ziel?
Für mich geht es darum, die Spiele zu geniessen, mich auf dem Platz wohlzufühlen. Bis zum US Open bleiben noch gut vier Wochen, umso wichtiger ist es, in Washington, Toronto und Cincinnati möglichst viele Spiele zu bestreiten.
Für Toronto haben Sie keine Wildcard bekommen – der dreifache Major-Champion muss in die Qualifikation …
Das wird auf jeden Fall speziell, denn das musste ich schon sehr lange nicht mehr. Aber ich bin halt zurzeit nur die Nummer 201 der Welt. Ich habe kein Problem damit.
Sie haben 2018 nur einmal zwei Partien nacheinander gewonnen. Wie erklären Sie das?
Mir war am ersten Tag nach der Operation klar, dass es über ein Jahr dauern wird, bis ich vollständig zurück bin. Das ist schwierig zu verkraften und braucht eine Menge Geduld. Als ich Anfang Jahr ein Come- back versuchte und ein paar Turniere spielte, wusste ich, dass mein Körper und mein Tennis noch nicht bei 100 Prozent sind. Aber es war ein wichtiger Belastungstest. Ich bin auch nicht enttäuscht wegen der Resultate der letzten Wochen. Wichtiger ist, dass ich Positives aus einzelnen Matches mitnehmen und mich verbessern konnte.
Wie frustrierend ist es, zu wissen, dass es lange dauern wird, bis man wieder die Allerbesten fordern kann?
Das Härteste ist, dass du weit von deinem alten Niveau entfernt bist und doppelt so viel investieren musst, um wieder dorthin zu gelangen – wo du doch weisst, welch enormen Aufwand du betrieben hast, um es überhaupt so weit zu bringen. Mental ist das extrem ermüdend, aber du hast keine andere Option, wenn du zurück an die Spitze willst.
Als Sie Ihren ersten Comebackversuch Ende Februar am Turnier in Marseille abbrachen, geisterte eine andere Option durch Ihren Kopf: der Rücktritt. Wie haben Sie diese Gedanken vertrieben?
Am Ende ist es ganz einfach: Tennis ist meine Leidenschaft. Ich will nicht, dass eine Verletzung meine Karriere beendet. Ich begann, kurzfristiger zu denken und mich an kleinen Schritten zu erfreuen. Nun bin ich sicher, dass die herausragenden Resultate wiederkommen werden. Ich weiss nur nicht, wann.