So würde Trumps Welt ohne Zölle aussehen
ZÜRICH. Donald Trump schlägt der EU vor, alle Zölle und Handelsbarrieren abzuschaffen. Was das bedeuten würde.
Mitten im Handelsstreit macht Trump den Europäern auf Twitter ein Angebot: Sowohl die USA als auch die EU sollen doch auf sämtliche Zölle oder Handelsbarrieren verzichten. Doch wie sähe eine Welt ohne Zölle aus? Handelsexpertin Charlotte Sieber von der Uni Luzern gibt Auskunft.
Was würde passieren, wenn es keine Zölle mehr gäbe?
Laut Sieber würde das den Handel kaum verändern. «Im Güterhandel spielen Zölle bei den Endpreisen keine grosse Rolle mehr.» Viele Länder, wie etwa die Schweiz, hätten Zölle bereits auf vielen Gütern abgeschafft.
Wäre ein Handel ohne Zölle realistisch?
Auf politischer Ebene wäre das gemäss Sieber unrealistisch, theoretisch aber denkbar. Teils wären die Kosten, etwa für die Bearbeitung der Abgaben, höher als die Zölle selbst. Der globale Markt könnte also gut ohne Zölle auskommen.
Gäbe es ohne Zölle einen völlig
freien Handel?
Es gibt weitere Barrieren, die einen freien Handel verhindern: «So etwa die Richtlinien über die Zulassung von Waren in jedem Staat.»
Was passiert, wenn alle Handelsbarrieren fallen?
Laut Sieber ist ein völlig freier Handel nicht wünschenswert. «Gemeinsame Minimalstandards im Bereich der Herstellung und der Qualität sind für das längerfristige Funktionieren des globalen Markts, den Klima- und Umweltschutz sowie das Wohlergehen der Konsumenten unabdingbar.»
Wie sieht fairer Handel aus?
Laut Sieber ist umstritten, was Trump damit meint (siehe Box). Für sie ist klar: Das Handelsdefizit der USA ist nicht die Schuld von China oder Europa, sondern die Folge der US-Politik in den letzten Jahrzehnten. «Die Amerikaner konsumieren mehr, als sie eigentlich vermögen.»