Schaden Aktionen der Juso der SP?
BERN. Die Jungpartei schlägt die Abschaffung der 1. Klasse bei der SBB vor. Diese Art der Kapitalismuskritik schade der SP, sagen Genossen.
KONTROVERS Die Jungsozialisten streben gemäss ihrem Parteiprogramm einen «demokratischen Sozialismus» an. Der jüngste Streich auf diesem Weg: Die Juso fordern die Abschaffung der 1.-Klasse-Wagen bei der SBB. Die Partei hat dabei aber die ganze Gesellschaft im Blick: «Raum ist längst zu einem Privileg geworden, das nur den Reichsten vorbehalten ist.» Ähnlich radikal gaben sich die Juso bei einer Aktion an einer Demo vor der Villa von Magdalena Martullo Blocher, als sie skandierten: «Zeigen wir den Superreichen den Mittelfinger.»
Die Radikalität der Juso sorgt für Kritik. SP-Nationalrätin Yvonne Feri beispielsweise spricht die KlassenkampfRhetorik kaum an. «Mit einem gemässigt linken Weg, der die Problematik der Umverteilung und der sozialen Sicherheit aufgreift und gleichzeitig auch dem Wirtschaftsstandort Sorge trägt, können wir bei unseren Wählerinnen und Wählern eher punkten.» Alt-Nationalrat Tim Guldimann stören die Maximalforderungen eben- falls: Diese seien für die anstehenden Wahlen geradezu schädlich.
Juso-Vizepräsident Lewin Lempert widerspricht: «Es ist unsere Aufgabe, linke Positionen konsequent zu vertreten.» Die Überwindung des Kapitalismus stehe auch im SP-Partei- programm, weshalb es dringend nötig sei, dass die Juso an diese Forderung mit Mitteln des Klassenkampfs erinnere. Die Debatte um Gratis-1.-Klass-GAs für Parlamentarier zeige, dass das Thema in der Bevölkerung durchaus Anklang finde.