Experte: «Solches Wetter wird künftig normal sein»
BERN. Der Klimawandel zeige derzeit seine Folgen, sagt Klimaexperte Martin Grosjean. Ändere sich nichts, werde es noch extremer.
Herr Grosjean, sind die derzeitige Trockenheit und Hitze ein Zeichen des vom Menschen verursachten Klimawandels?
Der hat bereits vor rund 40 Jahren begonnen. Jetzt manifestiert er sich. Die Folgen spürte man im Sommer 2003 erstmals richtig. Forscher der ETH gehen davon aus, dass in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts alle zwei bis drei Jahre ein solch extremer Sommer vorkommen wird.
Was heisst das konkret?
Die Temperaturen sind gestie gen. Solches Wetter, wie wir es jetzt haben, wird irgendwann normal sein. Die Sommer in Zentralund Westeuropa werden heisser und trockener. In Zukunft wird es sogar noch deutlich wärmer als jetzt.
Was sind die Folgen?
Die Gletscher schmelzen und die Grundwasserspiegel sinken. Die Schneefallgrenze steigt. Irgendwann wird es im Mittelland keinen Schnee mehr geben. Gewitter, Stürme und Überschwemmungen werden weltweit heftiger. Am gefährlichsten ist die Schwüle: Ist es heiss und feucht, können Menschen und Tiere nicht schwitzen. Ab einer gefühlten Temperatur von über 40 Grad ist die gesundheitliche Gefahr sehr hoch.
Müssen wir uns jetzt also anpassen?
Dann bekämpfen wir nur noch die Symptome. Die beste Lösung ist, Treibhausgase zu ver meiden. Trotzdem zeigt sich schon heute, dass man sich anpassen muss: die Landwirtschaft etwa, der Tourismus oder die Architektur. Auch Menschen müssen sich der Hitze anpassen – nämlich genug trinken und sich im Schatten aufhalten.