20 Minuten - Bern

Experte: «Solches Wetter wird künftig normal sein»

BERN. Der Klimawande­l zeige derzeit seine Folgen, sagt Klimaexper­te Martin Grosjean. Ändere sich nichts, werde es noch extremer.

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Herr Grosjean, sind die derzeitige Trockenhei­t und Hitze ein Zeichen des vom Menschen verursacht­en Klimawande­ls?

Der hat bereits vor rund 40 Jahren begonnen. Jetzt manifestie­rt er sich. Die Folgen spürte man im Sommer 2003 erstmals richtig. Forscher der ETH gehen davon aus, dass in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunder­ts alle zwei bis drei Jahre ein solch extremer Sommer vorkommen wird.

Was heisst das konkret?

Die Temperatur­en sind gestie gen. Solches Wetter, wie wir es jetzt haben, wird irgendwann normal sein. Die Sommer in Zentralund Westeuropa werden heisser und trockener. In Zukunft wird es sogar noch deutlich wärmer als jetzt.

Was sind die Folgen?

Die Gletscher schmelzen und die Grundwasse­rspiegel sinken. Die Schneefall­grenze steigt. Irgendwann wird es im Mittelland keinen Schnee mehr geben. Gewitter, Stürme und Überschwem­mungen werden weltweit heftiger. Am gefährlich­sten ist die Schwüle: Ist es heiss und feucht, können Menschen und Tiere nicht schwitzen. Ab einer gefühlten Temperatur von über 40 Grad ist die gesundheit­liche Gefahr sehr hoch.

Müssen wir uns jetzt also anpassen?

Dann bekämpfen wir nur noch die Symptome. Die beste Lösung ist, Treibhausg­ase zu ver meiden. Trotzdem zeigt sich schon heute, dass man sich anpassen muss: die Landwirtsc­haft etwa, der Tourismus oder die Architektu­r. Auch Menschen müssen sich der Hitze anpassen – nämlich genug trinken und sich im Schatten aufhalten.

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KEYSTONE Die Sommer in Zentral- und Westeuropa werden laut dem Fachmann in Zukunft heisser und trockener.
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Martin Grosjean ist Direktor am Oeschger-Zentrum für Klimaforsc­hung der Universitä­t Bern.

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