Lange Hitzeperioden machen uns aggressiv
ZÜRICH. Die vielen Gewalttaten der letzten Tage sind kein Zufall: Bei Hitze ist der Mensch deutlich aggressiver.
ZÜRICH. Bei anhaltender Hitze steige die Aggressivität, sagen Wissenschaftler. Tatsächlich gab es jüngst mehrere Gewalttaten. Deeskalationstrainer Erich Roth erklärt dies mit dem körperli- chen Stress, den die Hitze auslöst. Für Johanna Bundi Ryser vom Polizeibeamtenverband liegts eher an feuchtfröhlichen Feiern im Freien. Die Leute seien enthemmt und gewaltbereit.
In der Nacht auf Samstag wurde ein Basler zu Tode geprügelt, am Abend darauf stach ein 80-Jähriger auf einen Mann (38) ein und verletzte ihn lebensgefährlich. In Zürich kam es in der Nacht auf Sonntag zu einer lebensbedrohlichen Messerattacke, am Freitag wurde ein Mann mit einer Flasche und Tritten am Kopf verletzt. In Bern wurde ein Mann in der Nacht auf Sonntag mit einem Messer bedroht und verletzt.
Verantwortlich für die Häufung von Straftaten könnte das heisse Wetter sein: Forscher weisen immer wieder einen Zusammenhang zwischen Aggressivität und Hitze nach. Das Ganze ist als «long hot summer effect», also als «Langer, heisser Sommer»-Effekt bekannt. Laut den Forschern werden bei Hitze mehr Gewalt- und Sexualverbrechen begangen, und es gibt mehr Unruhen. Zudem reagieren Teilnehmer in Experimenten bei höherer Temperatur aggressiver. Auch Polizisten sind gereizter: So zückten Beamte in einer Simulation bei 21 Grad zu 60 Prozent die Waffe, bei 27 Grad wurde die Waffe zu 85 Prozent gezückt. «Im Sommer findet das Leben eher draussen statt, da kann es gut sein, dass es zu mehr Konflikten und Aggression kommt», sagt Johanna Bundi Ryser vom Verband Schweizerischer Polizeibeamter. «Weil im öffentlichen Raum mehr Alkohol konsumiert wird, sind die Leute eher enthemmt und gewaltbereit.»
Die Polizisten seien aber wegen der Hitze nicht gereizter, sondern auch für solche Extremsituationen gut ausgebildet. Laut Rebekka Tilen, Sprecherin der Zürcher Kapo, stellt die Hitze die Polizisten vor besondere Herausforderungen: «Wenn man bei über 30 Grad auf dem heissen Asphalt in der Uniform einen Unfall protokolliert, hilft nur eines: viel trinken!»