450 Verletzte: Polizei geht gegen Massenproteste vor
BUKAREST. Zehntausende Rumänen demonstrierten gegen Korruption. Dabei kam es zu Gewalt.
In Rumänien haben am Wochenende landesweit Zehntausende Menschen gegen Korruption und die Regierung protestiert. Bei den Protesten am Freitag setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer gegen die 80000 Demonstranten ein, mehr als 450 Menschen wurden verletzt. Auch gestern sollte demonstriert werden. Erstmals hatten Auslandsrumänen zu den Märschen aufgerufen.
«Wir konnten kaum atmen», sagte Irina I. (20), die seit acht Jahren in der Schweiz lebt, zu 20 Minuten. «Zwei Männer trugen einen Bewusstlosen zu einer Ambulanz.» Gegen 23 Uhr seien am Freitag nur noch Explosionen zu hören gewesen, und sie habe vor einer Tränengaswolke fliehen müssen. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der von den Sozialdemokraten (PSD) geführten Regierung und ver- langen die Rücknahme von Gesetzen, die Politiker vor Strafverfolgung wegen Korruption schützen sollen. Im Juli war die Sonderstaatsanwältin Laura Kövesi auf Betreiben von Ministerpräsidentin Viorica Dancila entlassen worden. Kövesi hatte viele Politiker wegen Korruption ins Gefängnis gebracht.
Dancila gilt als Marionette von PSD-Chef Liviu Dragnea. Er kann nicht selbst Ministerpräsident werden, weil er wegen Wahlmanipulation vorbestraft ist. Präsident Klaus Iohannis, der mit der Regierung politisch über Kreuz liegt, kritisierte das Vorgehen der Polizisten am Freitag als «unverhältnismässig». Seit Februar 2017 gehen die Rumänen immer wieder auf die Strasse. Zuletzt war die Protestbewegung aber abgeflaut.