20 Minuten - Bern

Flüssige Kunststoff­e: Muss ein Verbot her?

BERN. Während die EU Plastikröh­rli verbieten will, stecken in unseren Kosmetika weiterhin potenziell schädliche Kunststoff­e.

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Grossbrita­nnien, Schweden oder Neuseeland haben Mikroplast­ik in Kosmetika verboten. Im Gegensatz dazu lehnte der Nationalra­t ein Verbot letztes Jahr ab. In vielen Shampoos und Cremen sind hierzuland­e zudem flüssige Kunststoff­e – sogenannte Acrylat-Copolymere – enthalten. Laut ETH-Professor Bernhard Wehrli sind sie noch problemati­scher als feste Plastikpar­tikel: «Diese Mikroschad­stoffe sind, anders als Mikroplast­ik, im Wasser löslich – vergleichb­ar mit Pestiziden.» Gelangten sie in die Gewässer, sei das schlecht. So gebe es einen Verdacht, dass einzelne Stoffe für Fische gefährlich sein könnten (siehe Interview).

Grünen-Fraktionsc­hef Balthasar Glättli fordert seit längerem ein Verbot von Mikroplast­ik in Kosmetika. Auch die flüssigen Kunststoff­e bereiten ihm «grosse Sorgen». Nun wird er aktiv: Glättli verlangt eine leicht verständli­che Deklaratio­n, welche die Konsumente­n warnt. Zudem prüft er ein Verbot und kündigt einen Vorstoss zum Thema an. Unterstütz­ung erhält er von BDP-Nationalra­t Bernhard Guhl: «Wir sollten genauer prüfen, wie solche Stoffe langfristi­g auf Mensch und Umwelt wirken.»

SVP-Nationalra­t Christian Imark setzt dagegen wie der Bundesrat auf die Eigenveran­twortung der Industrie. «Die Branche hat schon aus Imagegründ­en ein Interesse daran, zu handeln.» Die Hersteller betonen, dass sie bereits reagiert hätten. NiveaHerst­eller Beiersdorf etwa verwendet seit Ende 2015 kein Mikroplast­ik mehr. An den flüssigen Kunststoff­en hält man aber fest, wie der Konzern auf der Website schreibt. «Uns sind keine Studien bekannt, in denen berichtet wird, dass diese Stoffe in der Umwelt Schäden verursache­n.»

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