Flüssige Kunststoffe: Muss ein Verbot her?
BERN. Während die EU Plastikröhrli verbieten will, stecken in unseren Kosmetika weiterhin potenziell schädliche Kunststoffe.
Grossbritannien, Schweden oder Neuseeland haben Mikroplastik in Kosmetika verboten. Im Gegensatz dazu lehnte der Nationalrat ein Verbot letztes Jahr ab. In vielen Shampoos und Cremen sind hierzulande zudem flüssige Kunststoffe – sogenannte Acrylat-Copolymere – enthalten. Laut ETH-Professor Bernhard Wehrli sind sie noch problematischer als feste Plastikpartikel: «Diese Mikroschadstoffe sind, anders als Mikroplastik, im Wasser löslich – vergleichbar mit Pestiziden.» Gelangten sie in die Gewässer, sei das schlecht. So gebe es einen Verdacht, dass einzelne Stoffe für Fische gefährlich sein könnten (siehe Interview).
Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli fordert seit längerem ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika. Auch die flüssigen Kunststoffe bereiten ihm «grosse Sorgen». Nun wird er aktiv: Glättli verlangt eine leicht verständliche Deklaration, welche die Konsumenten warnt. Zudem prüft er ein Verbot und kündigt einen Vorstoss zum Thema an. Unterstützung erhält er von BDP-Nationalrat Bernhard Guhl: «Wir sollten genauer prüfen, wie solche Stoffe langfristig auf Mensch und Umwelt wirken.»
SVP-Nationalrat Christian Imark setzt dagegen wie der Bundesrat auf die Eigenverantwortung der Industrie. «Die Branche hat schon aus Imagegründen ein Interesse daran, zu handeln.» Die Hersteller betonen, dass sie bereits reagiert hätten. NiveaHersteller Beiersdorf etwa verwendet seit Ende 2015 kein Mikroplastik mehr. An den flüssigen Kunststoffen hält man aber fest, wie der Konzern auf der Website schreibt. «Uns sind keine Studien bekannt, in denen berichtet wird, dass diese Stoffe in der Umwelt Schäden verursachen.»